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Vernetzung |

Klose: „Der MIO-Prozess läuft echt richtig gut“

Blick zurück nach vorn: Der 6. Deutsche Interoperabilitätstag war auch eine Bilanz-Veranstaltung der Ära Spahn. Das Tempo soll bleiben, damit das digitale deutsche Gesundheitswesen irgendwann dann auch wirklich Spaß macht.

Quelle: © KBV

Wäre die Pandemie in Europa anders verlaufen, wenn wir Anfang 2020 schon einen voll funktionalen, europäischen Gesundheitsdatenraum gehabt hätten? Vermutlich. Zumindest hätten Ausbrüche vielleicht schneller entdeckt und Medikamente stringenter entwickelt werden können. Hätte, hätte, Fahrradkette: „Aktuell sind wir davon noch ganz weit entfernt“, sagte Dr. Sarah Becker, Direktorin des Instituts für digitale Transformation in Healthcare zum Auftakt des 6. Deutschen Interoperabilitätstags (DIT).

 

Diskutiert wurde beim DIT nicht nur die Gesundheits-IT-Interoperabilitäts-Governance-Verordnung (GIGV), quasi das Abschiedsgeschenk des aktuellen Bundesgesundheitsministeriums (BMG) an die neue Regierung. Mit der GIGV soll es (endlich) gelingen, zukunftsfähige Strukturen zu schaffen, um IT-Systeme des Gesundheitswesens interoperabel zu machen. In einer bei der gematik angesiedelten Koordinierungsstelle sollen Expert:innen eine Art „runden Tisch“ bilden, um entsprechende Standards festzulegen und die dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. „Nach der Wahl appellieren wir ganz klar auch an das zukünftige Bundesministerium für Gesundheit, gemeinsam weiter an Prozessen zu arbeiten, sodass wir Interoperabilität im Gesundheitswesen etablieren können“, so Rainer Beckers, Geschäftsführer des den DIT mitveranstaltenden ZTG.

 

Indirekt an seine zukünftige Hausleitung appellierte auch Christian Klose vom BMG. Nach vier Jahren harter Arbeit seien die Defizite immer noch unübersehbar: „Wir haben im Moment klar zu wenig Interoperabilität. Wir sind in Insellösungen verhaftet, die aus verschiedenen Töpfen, inklusive Bundesgeldern, gefördert werden. Das müssen wir aufbrechen.“ Klose gab zu, dass die Arbeit an Interoperabilität innerhalb des Rahmens, der in den letzten Jahren geschaffen wurde, „noch nicht wirklich Spaß macht“. Es liege jetzt allerdings primär an den Nutzer:innen, gemeinsam Mehrwerte zu generieren: „Wenn ich mit den Vorständen von KVen, Landesärztekammern etc rede, dann kommt gar nicht so viel, was sie jetzt wollen. Hier würde ich mir mehr Initiative wünschen.“

 

Eine Absage erteilte Klose den verschiedentlich geäußerten Bremsambitionen: „Ich finde nicht, dass das Tempo zu hoch ist. Wir können nicht immer warten, bis der letzte fertig ist.“ Er signalisierte allerdings, dass die auch künftig nötigen, festen Fristen so gestaffelt werden müssten, dass nicht jede Frist verschoben werden muss. Kritik an mangelnden Praxistests von Anwendungen wie dem eRezept wies Klose zurück. Konkret der Feldtest des eRezepts in Berlin und Brandenburg sei nicht zu klein oder zu wenig: Im Moment scheitere es eher daran, dass es nicht genug starke Partner auf Seiten der IT- und vor allem PVS-Hersteller gebe, die mitmachen würden.

 

Zum Abschluss fragte Sebastian Zilch, Geschäftsführer des BVITG, ebenfalls Mitveranstalter des DIT, Klose noch nach seinem Interoperabilitäts-Highlight, seinem „Legacy-Projekt“, der letzten vier Jahre – und er bekam eine Antwort, die den einen oder anderen freuen dürfte: „Ich nehme mir das MIO-Projekt“, so Klose. „Das war sehr kontrovers und ging schon hart unter die Gürtellinie. Aber jetzt haben wir einen Prozess, der läuft echt richtig gut. Da wachsen Dinge zusammen, und es entsteht Mehrwert.“