Mit einem immerhin dreistündigen Presse-Workshop hat das Bundesministerium für Gesundheit die heiße Phase der Einführung der neuen elektronischen Patientenakte (ePA) eingeleitet. Auch für Insider gab es dabei da eine oder andere neue zu erfahren. Dr. Susanne Ozegowski, Leiterin der Abteilung 5 Digitalisierung im BMG, bestätigte den Einführungstermin 15. Januar 2025, und sie bestätigte auch noch einmal, dass bereits ab Sommer 2025 eine Ausleitung der ePA-Daten in Richtung Forschungsdatenzentrum (FDZ) erfolgen soll.
Das Konzepte der neuen „ePA für alle“ sei für Deutschland grundsätzlich neu, so Ozegowski: „Jeder Versicherte kann sich einen Zugang einrichten, aber er muss es nicht tun. Die ePA kann auch genutzt werden, wenn ich als Versicherte sage, ich möchte keinen Aufwand, ich will nur, dass es funktioniert.“ Wer selbst zugreifen will, der muss die ePA App der jeweiligen Krankenkasse herunterladen und eine Gesundheits-ID einrichten. Dies geschieht auf einem von vier Wegen, entweder per Personalausweis mit PIN oder per eGK mit PIN oder per Apotheken-Ident oder per Ident-Verfahren in der Geschäftsstelle der jeweiligen Krankenkasse. Nach dieser initialen Authentifizierung könne die App dann wie gewohnt mit niedrigschwelligen Ident-Verfahren mit Passwort oder Face-ID genutzt werden.
Vier Wochen Testen soll reichen
Inhaltlich losgehen soll es wie geplant mit der Medikationsliste, die automatisch, ohne Zutun der medizinischen Einrichtungen, aus dem eRezept-Server befüllt wird. Dort erscheinen alle rezeptierten Medikamente, es wird nicht möglich sein, einzelne Medikamente zu verbergen, wohl aber, auf die Liste komplett zu verzichten. Dies, so Ozegowski, sei ein Ergebnis der Abwägung zwischen weitestgehender informationeller Selbstbestimmung einerseits und dem Bedürfnis der Ärzteschaft nach vollständigen Informationen andererseits. Andere Arten von Dokumenten, etwa Arztbriefe und Befunde, können vom Patienten selektiv verborgen werden.
Sebastian Zilch, Unterabteilungsleiter „gematik, Telematikinfrastruktur, eHealth“ beim BMG, ging ausführlicher auf die anstehende Einführungsphase und die geplante Kommunikationskampagne ein. Letztere wird von fischerAppelt gestaltet und soll deutschlandweit in vielen neuen und traditionellen Medien sowie auf Plakatwänden und auf der Website ePA-Vorteile.de vonstattengehen.
Die noch nicht ganz finalisierten Motive werden die Vorteile der ePA für Versicherte und medizinische Einrichtungen griffig in den Vordergrund rücken: „Wir wollen darstellen, warum es sinnvoll ist, die ePA einzuführen und zu nutzen“, so Zilch. Darüber hinaus müssten wesentliche Kommunikationsimpulse in die jeweiligen Zielgruppen aber auch von den Krankenkassen und den Kassenärztlichen Vereinigungen ausgehen, so Zilch: „Das können nicht die gematik und das BMG alleine machen.“
Vier Wochen Testen soll reichen
Was die Einführungsphase angeht, ist vorgesehen, dass die Primärsystemhersteller die nötigen Funktionen mit dem Update zum ersten Quartal 2025, spätestens kurz danach, zur Verfügung stellen. Ab dem 15. Januar soll der Rollout dann in den zwei Modellregionen Franken und Hamburg starten. Das wird so vonstattengehen, dass die Krankenkassen jenen jeweils 1,5 Millionen Menschen mit Heimatdresse-Postleitzahl in den Modellregionen die ePA zuerst ausstellen, damit es dort in den jeweils rund 150 kooperierenden Arztpraxen und Apotheken zu möglichst vielen Patientenkontakten mit ePA kommt.
„Wir gehen davon aus, dass diese Modelltestphase vier Wochen dauert“, so Zilch. Währenddessen sollen sukzessive die mehreren zehn Millionen anderen ePAs angelegt werden, sodass dann ab Mitte Februar eine bundesweite ePA-Nutzung möglich würde. Bereits bestehende ePAs sollen auf die neue ePA migriert werden, die Versicherten erhalten dazu Anfang 2025 eine entsprechende Nachricht beim Öffnen ihrer ePA-App. Insgesamt ist Zilch betont optimistisch: „Es gab noch nie ein TI-Projekt, das so intensiv begleitet und vorbereitet wurde.“