Die Hälfte der Deutschen zwischen 14 und 34 Jahren findet das Sammeln persönlicher Körper- und Fitnessdaten über Apps, Smartwatches oder Aktivitätstracker gut. Nur knapp jeder Fünfte lehnt digitale Gesundheitshelfer ab. 62 Prozent würden die damit gewonnenen Daten auch ihrem Arzt zur Verfügung stellen, wie eine bevölkerungsrepräsentative Studie der Schwenninger Krankenkasse und der Stiftung „Die Gesundarbeiter“ unter 1.000 jungen Bundesbürgern zeigt. Junge Erwachsene sind damit der Politik einen großen Schritt voraus. Die Bundesregierung hat zwar jetzt ein E-Health-Gesetz vorgelegt, doch mit der digitalen Vernetzung des Gesundheitswesens steht Deutschland erst ganz am Anfang.
„Immer mehr Menschen verwenden nicht nur Schrittzähler, sondern erfassen auch ihre Vitalfunktionen wie Puls, Blutdruck oder Schlafrhythmus digital. Gerade in der Lebenswelt junger Erwachsener sind digitale Gesundheitshelfer längst Realität“, sagt Thorsten Bröske, Vorstand der Schwenninger. Bislang sei davon jedoch kaum etwas in der medizinischen Versorgung angekommen, konstatiert Bröske und fordert: „Das E-Health-Gesetz muss das jetzt ändern. In anderen Ländern werden Erkenntnisse aus elektronisch erfassten Informationen längst erfolgreich zur Beratung und Behandlung von Patienten eingesetzt.“ In Deutschland hingegen werde beispielsweise das Potenzial der elektronischen Gesundheitskarte nicht ausgeschöpft, kritisiert Thorsten Bröske. „Die Karte kann mehr und das muss endlich angepackt werden. Unverzichtbar“, so betont der Kassenvorstand, „ist bei allen telemedizinischen Anwendungen die Einhaltung von Datenschutz und Datensicherheit.“
Ziel sollte es sein, auch die über Apps gewonnenen Gesundheitsdaten in die zu schaffende telemedizinische Infrastruktur zu integrieren. „Insbesondere die Behandlung chronisch Kranker kann mit Hilfe neuer E-Health-Anwendungen individuell und zielgerichtet verbessert werden. Das bietet große Chancen für die medizinische Versorgung“, sagt Dr. Tanja Katrin Hantke, Gesundheitsexpertin der Schwenninger.
Gleichzeitig gilt es, den Austausch medizinischer Daten zwischen Ärzten, Kliniken und Apotheken zu professionalisieren und die Kommunikation zu verbessern. Wenn überhaupt, passieren selbst elektronisch erfasste medizinische Befunde und Verordnungen lediglich in Papierform die Schnittstellen zwischen den Versorgungsbereichen. „Das Kirchturmdenken im deutschen Gesundheitswesen muss endlich überwunden werden“, sagt Thorsten Bröske. Bisher diene die elektronische Datenübermittlung im Wesentlichen zu Abrechnungszwecken.
Selbstverständlich ersetzen telemedizinische Anwendungen nicht den Arzt, sondern bieten die Chance, die Reichweite ärztlichen Handelns zu erhöhen. Das sehen auch die im Rahmen der Studie befragten jungen Bundesbürger so: 75 Prozent vertrauen der Einschätzung ihres Arztes mehr als digitalen Hilfsmitteln.
Quelle: Die Schwenninger Krankenkasse