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Medizin |

Neue Smartwatch kann (echte) 24-h-Blutdruckmessung

Das Unternehmen Huawei läutet mit seiner Smartwatch D2 eine neue Ära ein. Die Uhr beherrscht eine 24-h-Blutdruckmessung (ABPM) mit Armbandmanschette.

Bild: © Huawei

Die übliche 24-h-Blutdruckmessung ist wichtig, aber nach wie vor eher wenig komfortabel. Eine Manschette am Arm muss rund um die Uhr getragen werden, oft noch mit entsprechender Verkabelung. Das ist unbequem, macht nervige Geräusche – und es erfordert am Ende einen Arzt bzw. eine Ärztin für die Auswertung. Insbesondere jüngere, berufstätige Menschen finden die existierenden Messsysteme wenig begeisternd. In einer Umfrage der Zeitschrift Women’s Health gaben zwar 72 % der über 60-jährigen, aber nur 32 % der unter 40-jährigen Frauen an, dass sie an den Langzeitblutdruckmessungen wenig störe.

 

Manschettenlose Alternativen zur klassischen Blutdruckmessung gibt es, aber sie haben Grenzen. Systeme, die mit der Pulskurve arbeiten, messen den Blutdruck nicht, sondern schätzen ihn. Die Bluthochdruck-Fachgesellschaften fordern von solchen Systemen Validierungen nach internationalen Prüfprotokollen und Vergleich gegen den Goldstandard, bevor sie offiziell empfohlen werden können. Das hat bisher kein Hersteller zur Gänze durchgezogen. Seitens der European Society of Hypertension gibt es seit Kurzem immerhin ein Konsensusdokument, das ein mögliches Protokoll für diese aufwändige Validierung formuliert.

 

Smartwatch-ABPM: Leiser und auch sonst weniger nervig

Das Unternehmen Huawei geht mit der jetzt gelaunchten Smartwatch D2 einen anderen Weg, den das Unternehmen schon mit der Vorgängerin D1 angefangen hatte, zu beschreiten. Es setzt auf eine Luftmanschette, versteckt diese aber im Armband der Uhr. Anders als die Vorgängerin D1 kann die D2 damit nicht nur Einmalmessungen, sondern auch eine „echte“ 24-h-Blutdruckmessung (ABPM) mit einstellbaren Intervallen. Und sie kann gekoppelt werden mit einer Software-Plattform, die die Messungen automatisch auswertet und sie in Form eines für den professionellen medizinischen Einsatz tauglichen ABPM-Berichts aufbereitet.

 

Ran Sun, Product Portofolio Manager von Huawei, betonte beim Launch-Event der D2 in Berlin, dass die Uhr um rund 60 % leiser sei als traditionelle ABPM-Devices. Gleichzeitig, so Sun, fühlten die Nutzer:innen nur die Hälfte des Pressdrucks, den sie bei konventionellen Manschetten spürten. Die ABPM werde dadurch absolut alltagstauglich, geachtet werden müsse lediglich darauf, dass sich das Handgelenk bei der Messung für kurze Zeit auf Herzhöhe befinde. Unabhängig von der Blutdruckmessung stellt die D2 auch andere „Standard“-Features medizinischer Smartwatches zur Verfügung, darunter das (echte) 1-Kanal-EKG und die Messung der Sauerstoffsättigung. Ebenfalls bemerkenswert ist die Batterielaufzeit von bis zu sechs Tagen im Normalbetrieb.

 

Bluthochdruckexperte ist angetan

Sehr positive Einschätzungen gibt es zu der neuen ABPM-Option von Prof. Florian Limbourg, Bluthochdruckexperte an der Medizinischen Hochschule Hannover und Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga (DHL). Er betonte bei der Vorstellung der neuen Smartwatch, dass die Integration von Messgerät und App beim ABPM ein strukturiertes digitales Heimmonitoring erlaube, das viele Vorteile für Patient:innen und Behandelnde mit sich bringe: „Ich glaube schon, dass die Kolleginnen und Kollegen das annehmen werden.“

 

Die Watch sei zudem ein nach den international empfohlenen Protokollen zertifiziertes Medizinprodukt, und werde entsprechend in Kürze von der DHL in deren Liste der empfohlenen, validierten Blutruckmessgeräte aufgenommen – als dann erstes Smartwatch-System überhaupt. Diese Liste, so Limbourg zu E-HEALTH-COM, befinde sich derzeit im Gefolge der Veränderung der Medizinproduktezertifizierung in einer Art Restrukturierung. Die aufwändigere IIa-Zertifizierung, die seit der neuen europäischen Medizinprodukteverordnung nötig ist, macht die zusätzlichen Validierungen durch die DHL weitgehend obsolet.