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Neuer Digital-Champion im Krankenhaussektor

Urkundenverleihung auf der conhIT, v.l.n.r.: Winfried Post, Martina Götz, Jörg Studzinski, Hans Vanderwyngaerde, Gertrud Türk-Ihli; Foto: Agfa HealthCare

Das medius-Klinikum Nürtingen hat von HIMSS Analytics die Zertifizierung Stufe 6 nach dem EMRAM-Modell erhalten. Es ist derzeit das einzige Haus in Deutschland mit diesem Zertifikat.

 

Das EMRAM-Modell ist ein Bewertungsschema, das den Grad der Digitalisierung von Krankenhäusern auf einer Skala von 0 bis 7 beschreibt. In den USA lassen sich fast alle Krankenhäuser zertifizieren, und auch in Europa hat das Modell viele Anhänger. Derzeit erreichen drei europäische Krankenhäuser die höchste Stufe 7. In Deutschland gab es ab dem Jahr 2012 mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ein Krankenhaus, das mit Stufe 7 zertifiziert wurde. In einer Rezertifizierung mit erweiterten Kriterien wurde das UKE jetzt jedoch auf Stufe 5 heruntergestuft.

 

Patienten bekommen mehr Sicherheit

Das medius-Klinikum Nürtingen ist damit der aktuelle EMRAM-Champion in Deutschland. Es nutzt das Krankenhausinformationssystem (KIS) Orbis® von Agfa HealthCare, außerdem das digitale Bildarchiv IMPAX und das Enterprise Content Management-System HYDMedia. Entscheidend für die Einstufung in EMRAM Stufe 6 sei gewesen, dass das Klinikum einen geschlossenen digitalen Medikamentenkreislauf, einen „closed loop“, umgesetzt habe, sagte Jörg Studzinski von HIMSS Analytics bei der Übergabezeremonie auf der conhIT.

 

Zum „closed loop“ gehört nicht nur die elektronische Verordnung von Medikamenten in Verbindung mit einer digitalen Fieberkurve, sondern auch eine digital unterstützte Ausgabe der Medikamente am Patientenbett unter Einsatz eines Barcode-Systems. So wird gewährleistet, dass jeder Patient auch wirklich die Medikamente bekommt, die für ihn vorgesehen sind.

 

Gertrud Türk-Ihli vom Geschäftsbereich Informations- und Medizintechnik der medius Kliniken betonte, dass sich der Aufwand gelohnt habe: Durch den digitalen Medikamentenkreislauf würden die Prozessschritte bei der Medikation vollständig transparent und damit zugänglich für Maßnahmen, die die Arzneimitteltherapiesicherheit erhöhten. „Unsere Patienten bekommen mehr Sicherheit, weil wir Fehler in der Medikationsprozesskette minimieren“, so Türk-Ihli.

 

„Ängste nicht wegwischen“

Für das Unternehmen Agfa HealthCare äußerte sich Winfried Post, General Manager und Geschäftsführer DACH, stolz über die Zertifizierung. Der Kunde habe gezeigt, dass es möglich sei, mit einem monistischen, ganzheitlichen System höchste Digitalisierungsstufen zu erreichen. Mit Hilfe der analytischen Kompetenz des vor einem Jahr erworbenen Unternehmens TIP Group könne auch die siebte Stufe im EMRAM-Modell erreicht werden, deren wichtigstes Kennzeichen eine datenbasierte Unternehmensführung ist.

 

Als wichtigen Erfolgsfaktor bei der Umsetzung speziell des „closed loop“ nannte Getrud Türk-Ihli eine gewisse Führungsstärke. Ängste dürften nicht weggewischt, sondern müssten aufgearbeitet werden: „Die meisten Probleme sind letztlich Organisationsthemen, die mit der IT nichts zu tun haben, die aber dann mit der IT verbunden werden.“ Für die Einführung in Nürtingen wurde eine Station als Teststation definiert. Dort wurden alle Prozesse detailliert erprobt, sodass die Mitarbeiter langsam in die neuen Abläufe hineinwachsen konnten.

 

Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM