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Forschung |

Startschuss für bundesweites Forschungsprojekt "6G Health" am Leipziger Uniklinikum

Vodafone, Charité Berlin & 17 weitere Partner aus Industrie, Forschung & Medizin beteiligt

Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 10 Mio. Euro

Im Fokus stehen Grundlagen & Anforderungen für 6G-basierte medizinische Anwendungen

Forschungsergebnisse fließen in die internationale 6G-Standardisierung ein

Smart Health: 6G wird das Gesundheitswesen der Zukunft verändern. Hier per Augmented Reality im Demo-OP des ICCAS. Foto: © Swen Reichhold

Ob Hausärztemangel im ländlichen Raum oder fehlendes Pflegepersonal in der Klinik – das Gesundheitswesen steht vor großen Herausforderungen. Zu lange Liegezeiten von Patienten in den Krankenhäusern, die medizinisches Personal binden, verschärfen den Fachkräftemangel zusätzlich und gefährden die Patientenversorgung. Digitalisierung, neue Technologien und Vernetzung sollen dieser Entwicklung entgegenwirken, indem sie die klinische Zusammenarbeit verbessern. Dafür werden nun die Weichen gestellt: Heute erfolgte an der Leipziger Universitätsmedizin der Startschuss für das Forschungsprojekt '6G Health', in dessen Rahmen 19 renommierte Partner gemeinsam Grundlagen und Anforderungen für 6G-basierte medizinische Anwendungen im Bereich Smart Health erarbeiten werden. Die Forschungsergebnisse sollen dann in den internationalen Standardisierungs- und Zulassungsprozess für den Mobilfunk-Standard 6G einfließen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das auf drei Jahre ausgelegte Verbundprojekt mit rund 10 Millionen Euro.

 

Schon heute schafft das 5G-Netz für die Patientenversorgung auf dem Land und in Kliniken neue Möglichkeiten: Im ländlichen Raum verbessert die videobasierte Online-Sprechstunde den Zugang zu Ärzten. Smarte Diagnostikgeräte wie der mobile Ultraschall übertragen in Echtzeit hochauflösende Bilder auf das Smartphone eines Arztes auf einer anderen Station, der so eine erste schnelle und präzise Diagnose stellen kann. Auf dem Gelände des Uni-Klinikums Düsseldorf wird der Transport von Medikamenten durch autonom agierende Drohnen getestet. Auch an der plastischen Darstellung von Befunden mittels 'Augmented Reality'-Technologie (AR) wird gearbeitet.

 

6G bringt noch mehr Möglichkeiten für Smart Health

Im Hinblick auf 6G werden die beteiligten Partner gemeinschaftlich analysieren, über welche Leistungsmerkmale die nächste Mobilfunk-Generation verfügen muss, um bestmöglich für die Herausforderungen der medizinischen Versorgung aufgestellt zu sein. Denn die Entwicklung von 6G steht noch ganz am Anfang – erste Netze auf Basis der sechsten Mobilfunk-Generation wird es in Europa wohl erst ab 2030 geben. Sicher ist: Das Mobilfunk-Netz der 6. Generation wird gegenüber 5G einen Zuwachs an Geschwindigkeit, Kapazität und Zuverlässigkeit bieten. Aber 6G wird erstmals mehr als nur ein Funknetz sein: Die neue Mobilfunk-Technologie kombiniert Sensorik, Mobilfunk und Rechenleistung, um virtuelle Welten und reale Wirklichkeit tatsächlich miteinander zu verweben. Künstliche Intelligenz in der Netztechnik und mehr Energie-Effizienz sind weitere Merkmale, die in den 6G-Standard einfließen. Zudem sollen die Kommunikation und Interaktion zwischen Mensch und Maschine möglichst schnell werden, damit zum Beispiel am Körper getragene Stützstrukturen (Exoskelette) Patienten beim Laufen oder Pflegekräfte beim Schieben von Betten unterstützen. Dazu sind besonders niedrige Latenzen erforderlich.

6G Health: Forschung in drei Innovationsfeldern

Aus medizinischer Perspektive werden im Rahmen von '6G Health' Anwendungen aus drei Innovationsfeldern bearbeitet: Im Fokus steht einerseits die Erfassung von Biosignalen direkt am Patienten und die anschließende Übertragung und Verarbeitung dieser Daten direkt vor Ort. Dadurch soll die klinische Zusammenarbeit verbessert werden, um die Gesundheitsversorgung der Patienten auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sicherzustellen. Dafür müssen Möglichkeiten geschaffen werden, um Blutdruck, Körpertemperatur, Atemfrequenz und andere Vitaldaten von Patienten verlässlich aus der Ferne in Echtzeit beobachten zu können. Im zweiten Forschungsfeld stehen die Behandelnden im Mittelpunkt. Ärzte und Pflegekräfte sollen zukünftig mittels erweiterter Netzfunktionalitäten von neuen Formen der Zusammenarbeit profitieren – zum Beispiel durch Anwendungen aus dem Umfeld der erweiterten Realität (AR) oder Telemedizin. Ärzte könnten sich so beispielsweise vor Operationen dreidimensionale Darstellungen der Organe zur Vorbereitung ansehen oder bei chirurgischen Eingriffen Spezialisten dazu holen. Im dritten Forschungsfeld geht es um die Vernetzung medizinischer Geräte und die Kommunikationsinfrastruktur für das zukünftige smarte Krankenhaus.

6G-Forschungszentrum in Dresden

Vodafone leitet das für die medizinische Versorgung in der Zukunft wichtige Projekt 6G-Health von Dresden aus. Das Vodafone Tech Innovation Center Dresden ist ein globales Center für Innovation und Co-Creation mit anderen Top Tech-Firmen, Hochschulen und Forschungsinstituten. In Dresden arbeitet Vodafone an Technologien wie 5G, 6G, Augmented Reality, künstlicher Intelligenz, Datenanalyse und Security by Design, um neue Produkte und Innovationen für Gesundheit (Smart Health), Produktion, Transport, Automobil, Landwirtschaft und viele weitere Industrien zu entwickeln.

Mario Brandenburg MdB, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung: „6G wird viele neue Innovationen und Anwendungen ermöglichen, die unseren Alltag verändern und erleichtern werden. Deshalb stellen wir für unsere Forschungsinitiative zu künftigen Kommunikationssystemen und 6G bis zum Jahr 2026 insgesamt bis zu 700 Millionen Euro bereit. Mit 6G-Health wollen wir gezielt unsere Gesundheitsversorgung optimieren und für die Zukunft besser aufstellen. Davon profitieren alle Beteiligten: Die Patientinnen und Patienten sowie die Behandelnden, einschließlich der Infrastruktur. Die Integration moderner 6G-Technologien trägt so entscheidend zur Steigerung der Lebensqualität sowie zur Entlastung des Gesundheitssektors bei. Durch unsere Förderung stärken wir zugleich die deutsche und europäische Forschung im Bereich 6G. Denn wir wollen den Schritt von 5G zu 6G aktiv mitgestalten und international eine Führungsrolle einnehmen.“

 

Dr. Ralf Irmer, Leiter des Vodafone Tech Innovation Center Dresden: „6G wird mehr als nur ein Funknetz sein: 6G wird Mobilfunk, Sensorik und Rechenpower miteinander vereinen. 5G brachte echtzeitnahe Anwendungen vor allem für die Industrie. Bei 6G werden Daten so schnell verarbeitet, dass wir das Internet auch fühlen und spüren. Unser Forschungsvorhaben ebnet den Weg für medizinische Innovationen, über die Vitaldaten der Patienten auch aus der Ferne sicher und zuverlässig erhoben und übermittelt werden können. Technologie, Vernetzung und 6G werden die Patientenversorgung und die standortübergreifende Zusammenarbeit von Ärzten in Zukunft deutlich verbessern.“

Prof. Dr. Thomas Neumuth, Technischer Direktor des Innovationszentrums für Computerassistierte Chirurgie, Universitätsmedizin Leipzig: „In unserem Forschungsverbund arbeiten renommierte Branchenpartner, Fachexperten, Forschungsinstitute und deutsche Universitäten zusammen, um 6G-Bestandteile für zukünftige Medizintechnik-Anwendungen zu entwickeln und gemeinsam mit klinischen Partnern zu analysieren. Der ganzheitliche Ansatz und die interdisziplinäre Zusammenstellung des Konsortiums gewährleisten, dass die Anforderungen des klinischen Alltags berücksichtigt werden und damit eine effiziente und langfristige Nutzbarkeit ermöglicht werden.“

Beteiligte Partner am Verbundprojekt

Konsortialführung: Vodafone Group Services GmbH 

Stellvertretende Konsortialführung: Innovationszentrum für Computerassistierte Chirurgie (ICCAS), Institut der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig

Charité UM Berlin, CTC advanced GmbH, Berlin Heart GmbH, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, ERNW Research GmbH, Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, Infineon Technologies AG, inomed Medizintechnik GmbH, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Interdisziplinäres Zentrum Medizin – Ethik – Recht, NXP Semiconductors Germany GmbH, SectorCon Ingenieurgesellschaft mbH, Siemens AG, Smart Mobile Labs AG, SurgiTAIX AG, Universität Bremen, Arbeitsbereich Nachrichtentechnik, Universität Rostock, Fakultät für Informatik und Elektrotechnik, Institut für Angewandte Mikroelektronik und Datentechnik

Weitere Informationen

Mehr zum Smart Health-Projekt erfahren unter:

https://www.forschung-it-sicherheit-kommunikationssysteme.de/projekte/6g-health

Quelle: Vodafone Deutschland