E-HEALTH-COM ist das unabhängige Fachmagazin für Gesundheitstelematik, vernetzte Medizintechnik , Telemedizin und Health-IT für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Mehr

Für das ePaper anmelden

Geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich an der Website anzumelden

Anmelden

Passwort vergessen?

Medizin |

Studie zeigt Zustimmung der Deutschen zur elektronischen Patientenakte

© WaD

Die Stiftung Münch hat eine repräsentative Studie zum Internetverhalten beim Thema Gesundheit und zur Sammlung medizinischer Daten durchgeführt. Erfragt wurde, wie die Bevölkerung die neuen elektronischen Möglichkeiten im
Gesundheitsbereich bewertet und wie sie unter Datenschutzaspekten über die Sammlung medizinischer Daten zum Beispiel in Form einer elektronischen Patientenakte (ePA) denken.


Die Ergebnisse der vom infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft durchgeführten Studie bestätigen, dass zentrale Elemente der Netzwerkmedizin von der Bevölkerung unterstützt und gewünscht werden:

  • Die Einführung der elektronischen Patientenakte wird vom Großteil der Bevölkerung befürwortet.
    Wenn ein Nutzen erkannt wird, wird dieser höher bewertet als das Risiko, dass Daten nicht ausreichend geschützt seien.
    Je höher die eigene Betroffenheit von Erkrankungen bzw. häufigen Arztbesuchen, desto höher wird der Nutzen erachtet.
  • Eine überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ist für eine Nutzung medizinischer Daten für die Wissenschaft und sieht
    Vorteile, wenn in einer ePA erfasste Daten für die medizinische Forschung zur
    Verfügung stehen.
    Die Bevölkerung hat eine differenzierte Einstellung zum Datenschutz und
    möchte selbst bestimmen, wem sie die Daten zur Verfügung stellen – dies wiederum abhängig vom erkennbaren Nutzen.
    Die Menschen möchten gerne selbst auf die in ihrer elektronischen Gesundheitsakte gespeicherten Daten zugreifen.


„Wer mit oftmals nur vorgeschobenen Datenschutzargumenten weiterhin dringend erforderliche Projekte im Gesundheitswesen wie  beispielsweise
die elektronische Patientenakte zu verhindern versucht, stellt sich damit
eindeutig gegen die mehrheitlichen Interessen der eigenen Bevölkerung“, so
Stephan Holzinger, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Münch. „Die Mehrheit
der Bevölkerung wünscht eine sinnvolle Nutzung ihrer medizinischen Daten –
zur spürbaren Erleichterung der sie selbst betreffenden gesundheitlichen Themen, aber eben auch im Interesse der Allgemeinheit.“


Für die repräsentative Studie hat das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft, Bonn, im Juni und Juli 2015 2.001 repräsentativ ausgewählte Personen ab 18 Jahren telefonisch befragt, wie sie die neuen
elektronischen Möglichkeiten im Gesundheitsbereich bewerten und wie sie unter Datenschutzaspekten über die Sammlung medizinischer Daten zum
Beispiel auf einer „elektronischen Patientenakte“ denken.


Anlass für die Studie ist die fortschreitende Digitalisierung des Gesundheitswesens, die eine wesentliche Grundlage für das Anliegen der Stiftung Münch ist, ein bundesweites Gesundheitsnetzwerk aufzubauen.

 

Die Studie ergab folgende Ergebnisse:

  • Das Internet ist heute bereits Gesundheitsratgeber. 52% haben schon Krankheitssymptome im Internet gegoogelt – unter den 18 bis 45jährigen waren es sogar 70%. Gesundheitsbezogene Apps werden bereits von 27% der
  • Menschen genutzt, auch hier dominiert die jüngere Generation.
  • Datenschutz ist allen sehr wichtig, vor allem im Hinblick darauf, dass man selbst über die Verwendung seiner Daten bestimmen kann. Dabei werden die
  • Vorteile der Freigabe von Daten durchaus gesehen, besonders im Gesundheitswesen, wo sich eine Mehrheit für die Einführung einer ePA ausspricht.
  • 59% stimmen der Einführung einer ePA zu. Der Wert sinkt zwar mit dem Alter, bleibt jedoch stets über 50%. Die Werte liegen bei Personen, die mindestens einmal pro Monat einen Arzt aufsuchen, mit 73% deutlich höher. Wesentliche Vorteile der ePA werden bei der Behandlung von Notfällen, der medizinischen Forschung und der Reduktion von Bürokratie gesehen. 78% gehen aber davon aus, dass Ärzte die Patienten auch generell mit der ePA besser behandeln können, weil sie sich ein umfassenderes Bild vom Patienten machen können.
  • 72% der Befragten sprechen sich für eine verstärkte Nutzung von medizinischen Daten für wissenschaftliche Zwecke aus. 85% sehen einen Vorteil der ePA für die medizinische Forschung.
  • Einer großen Mehrheit erscheinen auch die Nachteile der ePA evident. 76% erwarten einen leichteren Missbrauch der medizinischen Daten durch Unbeteiligte, wenngleich 71% kein Problem mit der Speicherung ihrer medizinischen Daten haben, wenn sie wissen, was genau über sie gespeichert wird. 85% würden gerne auch die Möglichkeit nutzen, auf die eigene ePA zuzugreifen.
  • 81% der Befragten ärgern sich, dass Unternehmen immer mehr Daten sammeln, ohne dass sie dies beeinflussen können. Denn der großen Mehrheit
  • der befragten Personen, 92%, ist es wichtig, selbst zu bestimmen, welche Daten sie wem anvertrauen. Dies ist wiederum abhängig davon, ob sich die
  • Personen einen persönlichen Nutzen davon versprechen

 

Die Einführung einer elektronischen Patientenakte ist einer der wesentlichen Aspekte des Konzeptes der Netzwerkmedizin, das von Eugen Münch entwickelt
wurde, um das Gesundheitswesen zukunftsfähig zu machen. In der elektronischen Patientenakte liegen alle medizinischen Informationen gesammelt vor; Ärzte und die Patienten selbst haben darauf Zugriff. Durch die
Sammlung der Daten an einem Ort können Fehldiagnosen und Doppeluntersuchungen vermieden werden, was zu einer verbesserten Versorgungsqualität und einer Verbesserung der Effizienz führt. Außerdem können durch die anonymisierte Auswertung Rückschlüsse über die Behandlungsqualität gezogen werden, die wiederum in eine Verbesserung der
Versorgung einfließen.

Die ausführliche Studie finden Sie unter www.stiftung-­muench.org/wp-­content/uploads/2015/09/Datenschutzweb.pdf