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MedTech |

Swiss Medtech Award 2018: Mit Sensorarmband Kinderwunsch erfüllen

V.l.: Der Jury-Vorsitzende Prof. Mirko Meboldt von der ETH Zürich, Rubino Mordasini, Past Präsident Swiss Medtech, Moderatorin Jessica Gygax, Philipp Tholen, Mitbegründer und Leiter Product & Operations, Ava, sowie Peter Stein, Mitgründer und Leiter F&E Ava. Foto: Hans Mosimann

Die Ava AG hat am Swiss Medtech Day in Bern den Swiss Medtech Award gewonnen. Ausgezeichnet wurde das Zürcher Start-up für die Entwicklung eines Fertilitäts-Trackers. Dieser hilft Frauen, ihre fruchtbaren Tage zu erkennen und sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Den erstmals mit 50.000 CHF dotierten Preis überreichte der Jury-Vorsitzende Prof. Mirko Meboldt von der ETH Zürich vor rund 600 Teilnehmenden. Er würdigt neben dem hohen Nutzen für die Anwenderinnen die unternehmerische Leistung der 2014 gegründeten Firma. Auch die beiden anderen Award-Nominierten, die Xeltis AG und BÜHLMANN Laboratories AG, tragen mit ihren zukunftsweisenden Medizinprodukten – einer künstlichen Herzklappe und einem Heimtest für chronisch Darmerkrankte – deutlich zur erhöhten Lebensqualität der Patienten und zur effizienteren Gesundheitsversorgung bei.

 

Eines der Highlights des vom Schweizer Verband der Medizintechnik zusammen mit Innosuisse (ehemals KTI) als Partnerin durchgeführten Swiss Medtech Day ist die Verleihung des Awards für herausragende Leistungen in der Medizintechnik. Für den erstmals mit 50'000 CHF dotierten Preis hat eine vierköpfige Jury aus insgesamt 25 Bewerbungen die drei Nominierten und schliesslich das Zürcher Start-up Ava ausgewählt.


Der Fertilitäts-Tracker von Ava unterstützt Frauen mit Kinderwunsch. Das Sensor-Armband am Handgelenk misst über Nacht neben der Temperatur acht weitere physiologische Parameter wie Atemfrequenz oder Puls und ermittelt mit Hilfe von Algorithmen die fünf fruchtbaren Tage in Echtzeit. Die erfassten Daten gelangen jeden Morgen via Smartphone-App von den Benutzerinnen zum Server von Ava und werden dort ausgewertet. Mehrere klinische Studien am Universitätsspital Zürich sowie an weiteren Kliniken belegen eine 89-prozentige Treffgenauigkeit. Das benutzerfreundliche Produkt ist erfolgreich in den USA und in Europa auf dem Markt. Täglich werden rund 15 dank der neuen Technologie erfolgte Schwangerschaften registriert. Mit dem Tracker lernt eine Frau nicht nur ihren Zyklus kennen und kann gewisse Symptome besser deuten, sondern ist auch befähigt, ihre Gesundheit zu überwachen. «Unsere Vision ist, Frauen mit unseren Produkten durch ihre gesamte reproduktive Lebensphase zu begleiten», erklärt Peter Stein, Ava-Mitgründer und Leiter F&E. Dazu entwickelt das Start-up weitere Lösungen, etwa zur Verhütung, für das frühzeitige Erkennen von Ursachen für Unfruchtbarkeit oder von Komplikationen während der Schwangerschaft.


Geschäftsmodell überzeugt

Die Jury bewertete neben dem Nutzen der Anwendungen und ihrem Marktpotenzial auch die unternehmerische Leistung: «Zum einen überzeugte uns, wie das Medizinprodukt von Ava anhand verschiedener Parameter und einer Vielzahl von Daten spezifische Auswertungen ermöglicht und die Firma ihre Technologie-Plattform mit weiteren Angeboten entsprechend ausbaut. Zum anderen hat es das Startup dank seinem ausgeklügelten Geschäftsmodell in kurzer Zeit geschafft, beträchtliches Wachstum zu generieren», begründet der Jury-Vorsitzende Prof. Mirko Meboldt von der ETH Zürich die Wahl der Award-Gewinnerin. Die Tatsachen sprechen für sich: 2014 gegründet, hat Ava an ihrem Sitz in Zürich bereits über 45 Arbeitsplätze geschaffen und plant bis Ende Jahr weitere 20 Stellen zu besetzen. Ausserdem führt der Highflyer Zweigstellen in San Francisco sowie Belgrad und will 2018 ein Büro in Asien eröffnen.


Labortests heim zum Patienten gebracht Wie bei Ava basiert auch die Lösung des Award-Nominierten BÜHLMANN Laboratories AG auf e-Health und der Auswertung von Daten: Die 1976 gegründete Firma hat einen Smartphone-gestützten Schnelltest entwickelt. Mit «IBDoc®» können Patienten mit chronischen Darmerkrankungen erstmals zuhause selbst Messungen des Biomarkers Calprotectin vornehmen, so effizient den Entzündungsverlauf überwachen und bei Bedarf zusammen mit dem Arzt die Therapie entsprechend ausrichten, um neuen Schüben vorzubeugen. Im Vergleich zur Laborauswertung stehen die Ergebnisse mit dem Heimtest in 15 Minuten und damit bedeutend schneller zur Verfügung. Die Anwendung besteht aus der Kombination von verschiedenen innovativen Komponenten wie einem verschlussdichten Extraktionsröhrchen für die Stuhlprobe und einer App zur richtigen fotografischen Erfassung der Testkassette. Das bedienungsfreundliche Produkt wird bisher weltweit von 2000 Personen benutzt.


Künstliche Herzklappe kann Millionen Kindern helfen Lebenswichtig ist die Innovation der Xeltis AG. 2000 aus einem Spinoff der Universität Zürich hervorgegangen, hat das Unternehmen eine künstliche Herzklappe entwickelt, die den Körper dazu stimuliert, selbst eine neue aufzubauen. Bei der natürlichen Wiederherstellung des Gewebes wird das Implantat schrittweise absorbiert. Zum einen besteht das verwendete Material aus supramolekularen Polymeren, erforscht von einem Chemie-Nobelpreisträger, der Xeltis heute berät. Zum anderen setzt das Unternehmen sein patentiertes Elektrospin-Verfahren für die Bearbeitung der Herzklappenbestandteile ein. Dank dieser neuen Methode kann Millionen betroffenen Kindern geholfen werden. Im Rahmen klinischer Studien wurden bei 12 jungen Patienten in Europa und Asien erfolgreich Pulmonalklappen eingesetzt. Die Ergebnisse überzeugen Herzchirurgen weltweit. 2021 will die Firma mit Zweitsitz in den Niederlanden das Produkt auf den Schweizer Markt bringen.


Mit effizienten Medizinprodukten Kosten senken Neuartige Technologien und moderne Verfahren in der Medizintechnik verbessern nicht nur die Qualität, sondern auch die Effizienz in der Gesundheitsversorgung, wie die drei Beispiele eindrücklich belegen: Mit dem Therapieansatz von Xeltis lassen sich im Laufe eines Patientenlebens die Gesamtkosten für Eingriffe, Nachbehandlungen und Untersuchungen in Millionenhöhe reduzieren. Mit dem Schnelltest von Bühlmann entfallen unnötige Arztbesuche und Endoskopien, was laut einer Studie allein einem jährlichen Sparpotenzial von rund 1000 Euro pro Patient entspricht. Auch die laufenden Kontrollen des Schwangerschaftsverlaufs mit dem Ava-Fertilitätstracker machen Zusatzuntersuchungen überflüssig. Durch die Schaffung von Arbeitsplätzen leisten alle drei Firmen überdies einen wertvollen Beitrag zum Werkplatz Schweiz.

 

Science-Slam, Referate und Breakout-Sessions
Weiter wurden am Swiss Medtech Day unter dem Patronat von Innosuisse 39 Poster mit innovativen Medtech-Forschungsprojekten vorgestellt, und präsentierten acht Teams am Science Slam ihre Neuheiten im Blitzvortrag. Dabei wurde die Firma Credentis mit ihrem unterhaltend präsentierten zahnmedizinischen Produkt vom Publikum zum Sieger gekürt. Marco Gadola, CEO Straumann Group, beschrieb den spektakulären Weg seiner Firma aus der Krise hin zum Weltmarktführer. Als Keynote-Referentin sprach Prof. Dr. Andréa Belliger vom Institut für Kommunikation & Führung IKF über die Dringlichkeit der digitalen Transformation von Unternehmen. Und an sechs Breakout Sessions wurden branchenspezifische Fragen diskutiert. Die diesjährigen Themen reichten vom Innovations-Support für Start-ups und KMU bis zu Kooperationsmodellen bei der Implementierung der beiden neuen EU-Regulierungen für Medizinprodukte (MDR) und In-vitro-Diagnostika (IVDR). Mit über 500 Teilnehmern stellt der zum dritten Mal durchgeführte Swiss Medtech Day die grösste nationale Plattform für Industrie, Handel, Forschung und Start-ups aus der Medtech-Branche dar.

 

Quelle: Swiss Medtech