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Vernetzung |

Was tun gegen den Hausarztmangel?

Schlechtes Timing: Das Primärarztsystem kommt, die Hausärzt:innen gehen. Die Bertelsmann-Stiftung hat Lösungsvorschläge – auch digitale.

Rund ein Viertel der Hausärzt:innen in Deutschland plant, die Tätigkeit in den nächsten fünf Jahren zu beenden. Diejenigen, sie weiterarbeiten wollen, planen, ihre Wochenarbeitszeit bis 2030 im Mittel um 2,5 Stunden zu reduzieren. Gleichzeitig will die schwarz-rote Koalition den Übergang in ein Primärarztsystem bewerkstelligen, das die Bedeutung der hausärztlichen Versorgung deutlich vergrößern würde, während gelichzeitig schon heute über 5000 Hausarztsitze unbesetzt sind. Wie kann das gehen?

 

Gedanken darüber hat sich die Bertelsmann-Stiftung gemacht, die gemeinsam mit der Universität Marburg knapp 3700 Hausärzt:innen repräsentativ durch das infas – Institut für angewandte Sozialwissenschaften befragen ließ. Uwe Schwenk, Director Gesundheit der Stiftung, betont, dass es darum gehen müsse, die „Zeit an den Patient:innen“ zu steigern und rein organisatorische Tätigkeiten zu minimieren. In einem Hausarztsystem gilt das umso mehr, denn Patientensteuerung bedeutet zunächst einmal zusätzlichen Organisationsbedarf – es steuert sich nicht von selbst.

 

Digitalisierung kann nach Auffassung der Bertelsmann-Stiftung maßgeblich dazu beitragen, Hausarztpraxen zu entlasten, unter anderem indem Terminmanagement, Befundaustausch, Diagnostik und Behandlungsabläufe effizienter werden: „Um die hausärztliche Versorgung zu sichern, müssen die notwendigen Digitalisierungsmaßnahmen gelingen, unnötige Arztbesuche reduziert sowie neue Formen der fachübergreifenden Zusammenarbeit etabliert werden“, so Schwenk.

 

Helfen könnte ein Bürokratieabbau durch Digitalisierung auch in anderer Hinsicht: Er könnte die Bereitschaft der Hausärzt:innen erhöhen, länger im Beruf zu bleiben. Darauf deuten zumindest die Ergebnisse der repräsentativen Befragung hin. Weniger Bürokratie war in der Befragung die am häufigsten genannte Voraussetzung für eine längere Berufstätigkeit, noch vor geringeren Arbeitszeiten und mehr Flexibilität. Tatsächlich ist die durchschnittliche Arbeitszeit der Hausärztinnen laut Befragung in den letzten 14 Jahren bereits deutlich gesunken, von im Mittel 57.6 Stunden pro Woche in 2012 auf zuletzt 44 Stunden pro Woche.

 

Weitere Informationen:

Die komplette Hausärztebefragung von Bertelsmann-Stiftung und Universität Marburg kann hier eingesehen und heruntergeladen werden:

Befragung "Wie wollen Hausärztinnen und -ärzte zukünftig arbeiten?"