E-HEALTH-COM ist das unabhängige Fachmagazin für Gesundheitstelematik, vernetzte Medizintechnik , Telemedizin und Health-IT für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Mehr

Für das ePaper anmelden

Geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich an der Website anzumelden

Anmelden

Passwort vergessen?

Medizin |

Weniger Behinderung: Erneut überzeugende STEMO-Daten

Bei der Internationalen Schlaganfallkonferenz belegt eine neue Studie erneut die Effektivität der mobilen CT-Diagnostik. Rückenwind für alle, die den Erhalt der STEMOs fordern.

Quelle: © Charité

In Berlin fahren seit einigen Jahren Schlaganfalleinsatzmobile, kurz STEMO genannt, durch die Straßen. Es handelt sich um spezielle Notarztwägen der Berliner Feuerwehr, die mit Neurologen besetzt sind und die über ein mobiles CT und eine prähospitale Lyse verfügen sowie eine Telemedizinverbindung zu Schlaganfallzentren bzw. Neuroradiologen aufbauen können. Insgesamt drei derartige STEMOs sind aktuell in Berlin im Einsatz, und sie decken weite Teile des Stadtgebiets ab.

 

„Jedes der drei Fahrzeuge ist im Moment sieben bis acht Mal am Tag im Einsatz“, sagte Prof. Dr. Heinrich Audebert von der Charité Berlin. Der Neurologe vom Campus Benjamin Franklin hat das STEMO-Konzept initiiert, und er war der Studienleiter der PHANTOM-S-Studie, die gezeigt hatte, dass sich die Zeit von der Alarmierung bis zur i.v. Lyse Therapie durch das mobile CT um im Mittel 24 Minuten verkürzen lässt. Beim Endpunkt „Abwesenheit alltagsrelevanter Behinderungen“ (mRS 0-1) konnte allerdings kein signifikanter Unterschied gefunden werden, wohl aber bei Behinderungen mit Einschränkung der Gehfähigkeit und auch bei 3-Monats-Sterblichkeit.

 

B-PROUD-Studie: Wie schlägt sich das STEMO in der regulären Versorgung?

Vor diesem Hintergrund gilt das STEMO als ein zwar teures, aber medizinisch überzeugendes Beispiel für einen nutzenbringenden Einsatz von Telemedizin im Rettungsdienst. Umso überraschender kam im Herbst die von Berliner Medien publik gemachte Nachricht, dass die STEMOs eingestellt werden sollen, und zwar schon im Jahr 2020. Der Aufschrei war so groß, dass der Regierende Bürgermeister intervenieren musste und tags darauf klarstellte, dass die vereinbarte Pilotphase bis 2021 auf jeden Fall ausgeschöpft werde. 

 

Das ist der politische Hintergrund zu den Daten der B-PROUD-Studie, die die Berliner Neurologen jetzt bei der International Stroke Conference in Los Angeles vorgestellt haben. Es handelt sich um eine Evaluation des STEMO in der Regelversorgung, also eine Bestätigungsstudie im Nachgang zur randomisierten PHANTOM-S-Studie. Insgesamt nahmen 1543 Patienten teil, von denen 749 mit STEMO und 794 ohne STEMO versorgt wurden. Die Studie war nicht randomisiert, sondern orientierte sich an der Verfügbarkeit eines STEMO: War ein STEMO einsatzbereit, wurde es genutzt. War das nicht der Fall, zum Beispiel weil das Fahrzeug schon anderweitig unterwegs war, wurde im Rahmen des konventionellen Rettungsdienstes ohne STEMO versorgt.

 

Von der Deutlichkeit der Effekte überrascht

Primärer Endpunkt der B-PROUD-Studie war das Abschneiden auf der modified Ranking Scale (mRS) drei Monate nach dem Indexereignis, wobei null Punkte für „keine Behinderung“ und sechs Punkte für „Tod“ steht. Hier zeigte sich ein signifikanter Vorteil für die Patienten in der STEMO-Gruppe, deren Risiko für „Behinderung oder Tod auf der Skala“ um 26 Prozent niedriger war. Erwartungsgemäß war die Thrombolyserate mit 60% gegenüber 48% signifikant höher, und die mittlere Zeit zwischen Alarm und Behandlung war mit 50 vs. 70 Minuten signifikant geringer.

 

Im Gespräch mit E-HEALTH-COM betonte Audebert, dass er im Grundsatz das Ergebnis der B-PROUD-Studie so erwartet habe aber von der Deutlichkeit der Effekte doch überrascht sei. Die B-PROUD-Daten bestätigten letztlich die Ergebnisse der PHANTOM-S-Studie und der registerbasierten Studien. Grund für die zurückhaltenden Erwartungen war, dass die STEMO-Versorgung zunächst schrittweise in den Proberegelbetrieb übernommen werden musste und sich daher noch viele Möglichkeiten zur weiteren Optimierung ergeben. „Dass wir trotzdem ein so gutes Ergebnis sehen, gibt dem STEMO-Projekt nochmal viel Rückenwind und legt nahe, dass es weiteres Verbesserungspotential gibt. Wir hoffen, dass wir am Ende alle überzeugen können und die STEMO Versorgung in Berlin erhalten bleibt“, so Audebert.