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Wird der Radiologe zum Gatekeeper?

© Tyler Olson - Fotolia

Die bei der Tagung EuroPCR in Paris vorgestellte SYNTAX III Revolution-Studie schlägt Wellen: Löst die CT-Angiographie den Herzkatheter in der kardiologischen Diagnostik weitgehend ab?

 

In Deutschland werden laut Deutschem Herzbericht 2017 noch immer rund 900000 Linksherzkatheter-Untersuchungen pro Jahr durchgeführt. Rund 377.000 Mal wird dabei eine perkutane Intervention durchgeführt, was im Umkehrschluss bedeutet, dass rund eine halbe Million Untersuchungen diagnostisch und nicht therapeutisch sind. Sind diese diagnostischen Herzkatheter wirklich alle nötig?

 

Bei der EuroPCR-Konferenz in Paris hat Prof. Dr. Patrick Serruys von der Universität Rotterdam jetzt die Ergebnisse der SYNTAX III Revolution-Studie vorgestellt, die nicht nur einen forschen Namen hat, sondern auch für erhebliche Diskussionen in der Herzmediziner-Zunft sorgt. In der Studie wurde für einen Spezialfall der Versorgung von Patienten mit koronarer Herzerkrankung untersucht, ob es in der diagnostischen Abklärung auch ganz ohne Herzkatheter geht. Die Studie fokussierte auf eine spezielle Gruppe von Patienten, jene mit einer KHK aller drei Koronargefäße, bei denen entschieden werden muss, ob eine Bypass-Operation oder aber lieber ein umfangreicher Kathetereingriff erfolgt.

 

Standard bei diesen Patienten ist ein diagnostischer Herzkatheter. Anhand der Gefäßanatomie und der klinischen Gesamtsituation des Patienten wird dann die Entscheidung getroffen, idealerweise von Herzchirurgen und Kardiologen gemeinsam im Hert. In der SYNTAX III-Studie wurde dieses Standardvorgehen jetzt mit einem Vorgehen verglichen, bei dem zunächst eine koronare Mehrschicht-CT (CCTA) erfolgte, anhand derer dann die Therapieempfehlung gegeben wurde. Dabei war im Herz Team neben Kardiologe und Herzchirurg auch ein Radiologe involviert, und es wurde nicht nur die reine Gefäßanatomie bewertet, sondern auch die abgeschätzte fraktionelle Flussreserve (FFRCT), ein mit aufwändiger Simulationssoftware aus den CT-Datensätzen berechneter Parameter.

 

Im Ergebnis zeigte sich, dass ein Herzteam, dem die Koronarangiographie zur Verfügung steht und ein Herzteam, das auf Basis der CCTA arbeitet, hinsichtlich ihrer Therapieempfehlungen bei über 90 Prozent der Patienten deckungsgleich sind. Wenn das CCTA-Herzteam zusätzlich den Parameter FFRCT berücksichtigte, wurde bei 7% der Patienten die Therapieempfehlung hin zum jeweils anderen Vorgehen modifiziert. Insgesamt spreche die SYNTAX III-Studie Serruys zufolge stark dafür, bei Patienten mit Verdacht auf KHK primär eine CCTA zu machen und nicht mehr eine invasive Angiographie.


Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM