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Vernetzung |

Zukunft der TI: Innovative Anwendungen, skalierbare Technik

Der 30. Juni naht, doch noch brummt kaum Verkehr auf der Telematikinfrastruktur. Damit sich das ändert, sollen jetzt auch die Krankenhäuser online gehen. Aber sind sie fit dafür?

Kontinuität im Wandel: Die Ankündigung des Bundesgesundheitsministeriums, den Geschäftsführer der Gematik zu ersetzen, hat einmal mehr Diskussionen über den Ausbau der Telematikinfrastruktur (TI) und die Einführung elektronischer Patientenakten in Deutschland befeuert. „Es ist extrem wichtig, dass wir die Datenautobahn endlich mit Leben erfüllen und Anwendungen wie den Mutterpass, das Notfalldatenmanagement oder die elektronische Patientenakte auf die Straße bringen. Solange wir keine nutzenbringenden Anwendungen haben, wird es weiter Leistungserbringer geben, die Widerstand leisten“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands Gesundheits-IT bvitg e.V., Sebastian Zilch, beim diesjährigen VISUS-Symposium in Bochum.


Apothekenrollout startet

Er gehe davon aus, dass heute, knapp zwei Wochen vor dem Ende der offiziellen Anbindungsfrist, etwa 80 Prozent aller Arztpraxen an die TI angeschlossen seien, so Zilch. Diese Einschätzung wurde auch von Frank A. Schloße von der Telekom Healthcare Solutions geteilt, einem der Unternehmen, das die Arztpraxen derzeit mit Konnektoren für die Anbindung an die TI ausstattet.

 

Schloße wagte auch einen Blick in die Zukunft, und die könnte etwas anders aussehen als die derzeitige TI mit ihrer Einzelbox-Konnektor-Monokultur: „Wir gehen davon aus, dass in Zukunft jeglicher Akteur im Gesundheitswesen ortsunabhängig einen Zugriff auf die TI bekommen wird. Es gibt bereits viele Ideen, wie die TI weiterentwickelt werden kann. Entscheidend ist, dass wir eine einheitliche Plattform haben, auf die auf verschiedenen Wegen zugegriffen werden kann.“

 

So weit ist es noch nicht. Vorerst steht die Konnektor-Anbindung der Apotheken auf der To Do-Liste: „Wir haben die ersten Apotheken bereits an die TI angeschlossen“, sagte Michael Franz von der CompuGroup Medical (CGM). Insgesamt gibt es seitens der Industrie bei den Apothekenanbindungen derzeit aber Zurückhaltung, weil viele mit den Open House-Verträgen der Apothekerverbände – trotz einiger Änderungen – alles andere als glücklich sind. Das gilt auch für die Hersteller der SMC-B-Karten.

 

Zögern auf Seiten der Krankenhäuser

Was die Krankenhäuser angeht, betonte Franz, dass dort mittlerweile eine „knapp dreistellige“ Zahl an TI-Konnektor-Projekten laufe. Diese Konnektoren seien updatefähig und könnten künftig auch für Notfalldatenmanagement und elektronischen Medikationsplan genutzt werden. Nicht überzeugt von der Krankenhaustauglichkeit der derzeitigen Konnektoren zeigte sich Bernd Meisheit, Geschäftsführer Sana IT Services. Die drittgrößte private Klinikkette in Deutschland hatte ursprünglich mit dem Konnektor-Farming-Modell geliebäugelt, bei dem zahlreiche Einzelplatzkonnektoren mit einer Applikationsmanagement-Software verschaltet werden.

 

Davon habe man jetzt aber Abstand genommen, so Meisheit in Bochum, auch weil es zu viele Probleme gegeben habe. Derzeit werde lediglich das Versichertenstammdatenmanagement (VSDM) in den Klinik-MVZ mit Einzelkonnektoren durchgeführt: „Bei den Krankenhauskonnektoren warten wir noch ab. Was wir brauchen, sind performante Anwendungen, um die TI künftig nicht nur für den VSDM nutzen zu können.“ Meisheit plädierte für hoch skalierbare, quasi „mitwachsende“ Composite-Konnektoren, für die bei der Gematik und beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bereits Konzepte vorlägen. Hersteller dafür gibt es freilich bisher nicht.


IHE/FHIR-Plattform zur Vorbereitung auf die TI-Welt

Das Zögern bei den Konnektoren bedeutet nicht, dass sich der Sana-Konzern nicht auf die Telematik vorbereitet. So gibt es Partnerschaften mit einer Reihe von Gesundheitsaktenanbietern. Eine klare Absage erteilte Meisheit der proprietären Anbindung einzelner Akten: „Das hätte jeder Aktenbetreiber am liebsten gehabt.“ Stattdessen hat Sana unter dem Begriff Sana eHealth Network eine hausübergreifende IHE/FHIR-Plattform etabliert, die die Grundlage für jeglichen Datenaustausch bildet – derzeit noch rein in Form von Pdf-Dokumenten, künftig auch in Form strukturierter Daten.

 

Generell geht Meisheit davon aus, dass in der digitalen Krankenhauswelt von morgen KIS bzw. KAS als führende Systeme an Bedeutung verlieren werden. Wesentlicher Baustein künftiger Architekturen sei neben der IHE-Plattform ein zentrales Repository oder Enterprise Content Management System, das die über die unterschiedlichen Abteilungssysteme erzeugten und zugänglich gemachten Daten strukturiert vorhält. Mit dieser Grundarchitektur sei Sana „TI-ready“, so Meisheit.