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Unternehmensnews |

HoCare2.0-Projekt testet europaweit an elf Standorten: Können ältere Menschen mit innovativer Technologie umgehen?

Senioren und Technik – zwei unvereinbare Welten. Das scheint die allgemein herrschende Vorstellung zu sein. Ist sie wirklich richtig? 

Fernüberwachung von älteren Menschen mit Hilfe eines Oximeters. Bild: © Central Transdanubian Regional Innovation Agency

 

Viele ältere Menschen wollen neue digitale Technologien verstehen und eigenverantwortlich nutzen. Das zeigt das Interreg Central Europe Projekt HoCare2.0. Seit Ende 2020 entwickelt die Carus Consilium Sachsen GmbH (CCS), gemeinsam mit zehn weiteren Projektpartnern aus Mitteleuropa innovative Produkt- und Dienstleistungsideen für die häusliche Pflege. In enger Zusammenarbeit mit regionalen Klein- und Mittelständischen Unternehmen (KMU) und Dienstleistungsanbietern sind so im Rahmen von HoCare2.0 minimal marktfähige Lösungen entstanden. Unter Anwendung der Co-Creation-Methode haben an den verschiedenen Projektstandorten ältere Personen diese Innovationen nun getestet.

 

Aus den unterschiedlichsten Gründen scheuen sich ältere Menschen vor technologischen Innovationen, insbesondere vor Informationstechnologie (IT). Um diese Hürde zu überwinden, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie beispielsweise die Endnutzer in den Entwicklungsprozess von Produkten und Dienstleistungen frühzeitig mit einzubinden. Dieser Ansatz wird als Co-Creation-Methode bezeichnet. In den letzten zwei Jahren haben mehrere KMU und öffentliche Dienstleister in sechs europäischen Ländern diese Art der Lösungsentwicklung im Bereich der häuslichen Pflege getestet. Die Rückmeldungen zeigen, dass ältere Menschen IT-Lösungen meist akzeptieren, wenn sie einbezogen und unterstützt werden, wie die beiden folgenden Beispiele zeigen.

 

Telemonitoring von physiologischen Funktionen

Eine der häufig entwickelten Lösungen für den Bereich der häuslichen Pflege sind Geräte und Anwendungen für die Fernüberwachung von Senioren und Seniorinnen. Das Unternehmen E-Med4All Europe Ltd., mit Sitz in Ungarn, hat eine solche Lösung entwickelt, die die physiologischen Funktionen des kardiovaskulären und autonomen Nervensystems analysiert und eine breite Palette von Anwendungen in der Medizin hat. Das Telemedizinsystem überwacht unabhängig über 30 physiologische Parameter mittels eines einfachen Oximeters und sendet die gemessenen Daten an eine Verarbeitungseinheit in der Cloud. Obwohl die meisten der vom SCN4ALL-System angebotenen kardiovaskulären Überwachungsparameter der Wissenschaft bereits bekannt waren, war ihre praktische Anwendung, insbesondere für die Allgemeinbevölkerung, noch nicht gelöst.

 

Die Vertreter des Unternehmens waren überrascht, wie sehr die Einbeziehung älterer Menschen zur Produktentwicklung beitrug. Obwohl die Arbeit mit Älteren an der Lösung zeit- und kräftezehrend war, brachte sie viele wichtige Merkmale zutage, an die das KMU in der Planungsphase nicht gedacht hätte. "Die beteiligten Senioren und Seniorinnen haben den Prozess sehr positiv bewertet, sie haben die Arbeit genossen und die Tatsache, dass sich endlich jemand ernsthaft für ihre Meinung interessiert hat", sagt István Hegedüs von der regionalen Innovationsagentur Mitteltransdanubien, der ebenfalls an den Tests teilgenommen hat. Er fügt hinzu, dass "man mit Senioren und Seniorinnen gut zusammenarbeiten kann und ihr Alter nicht wirklich ein Nachteil ist".

 

Smart HomeCare-System

In Slowenien hat das KMU Caretronic versucht, ein innovatives System mit einem ähnlichen Konzept zu entwickeln, das ein Touchscreen-Pflegetelefon, Sicherheitsarmbänder und intelligente Tablettenspender kombiniert, um Senioren ein längeres und besseres Leben zu Hause zu ermöglichen und gleichzeitig ihren formellen oder informellen Pflegekräften ein Werkzeug für eine effiziente Pflege an die Hand zu geben. Die Lösung bietet Funktionen wie Notrufe, Benachrichtigungen und Erinnerungen, Pflegedokumentation, Überwachung des Aktivitätsniveaus, Erkennung von Gefahrensituationen oder automatische Abgabe von Medikamenten zu vordefinierten Zeiten und Dosierungen.

 

Auch wenn größere Aufwendungen unternommen werden mussten, um die älteren Menschen zur Teilnahme zu motivieren, da die Aktivitäten aus Gründen des Datenschutzes meist virtuell stattfanden, schätzten schließlich sowohl KMU als auch Senioren und Seniorinnen die Möglichkeit, an der Entwicklung mitzuwirken. Jelena Vidović vom Business Support Centre L.t.d., Kranj, die an dem Prozess teilnahm, sagt, dass "die Silver Generation definitiv nicht vor digitalen Lösungen zurückschreckt, wenn sie richtig eingeführt und genutzt werden. Viele der älteren Personen verfügen über digitale Fähigkeiten. Das Schlüsselelement ist die richtige Mischung aus menschlichem Kontakt und digitalen Werkzeugen. Außerdem sind Vertrauen und regelmäßige Kommunikation ein Muss".

 

„Im Projekt HoCare2.0 haben wir gelernt, dass der Co-Creation-Ansatz ein wichtiges Werkzeug bei der Entwicklung neuer innovativer Produkte ist. Zum einem ermöglicht dieser Ansatz, die jeweilige Zielgruppe frühzeitig mit einzubeziehen. Zum anderen geht es darum, mit den Nutzern und Nutzerinnen auf Augenhöhe zu sprechen und das Gefühl zu erzeugen, gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten. So entstehen Lösungen, die perfekt auf deren Bedürfnisse zugeschnitten sind“, sagt Projektmanagerin Corina Röllig von der CCS GmbH. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden hat die CCS GmbH innerhalb des Projektes Hocare2.0 zwei innovative Produkte und eine Dienstleistung entwickelt.

 

Über HoCare2.0

Das Projekt unterstützt die Bereitstellung und den Einsatz von nutzerorientierten Lösungen für die häusliche Pflege unter Verwendung der Co-Creation-Methode. Es wird durch das Interreg CENTRAL EUROPE Programm finanziert. Das Projekt wird von elf Partnern aus der Tschechischen Republik, Deutschland, Ungarn, Italien, Polen und Slowenien durchgeführt.

Über die Carus Consilium Sachsen GmbH (CCS GmbH)

Die Gesundheitsregion Carus Consilium Sachsen verbindet mehr als 600 Partner aus rund 200 Institutionen der Bereiche Forschung, Krankenversorgung, Gesundheitsvorsorge, Patientenvertretung, Wirtschaft und Politik. Die enge Zusammenarbeit mit allen Netzwerkpartnern und der sächsischen Landesregierung ist die Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Arbeit der Gesundheitsregion CCS. Die Koordination liegt bei der gleichnamigen Managementgesellschaft Carus Consilium Sachsen GmbH, einem Tochterunternehmen des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus an der TU Dresden.

www.carusconsilium.de