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Chancen der digitalen Apotheke nutzen!

von Dr. Hannes Müller

Dr. Hannes Müller; Foto: © AKWL/ ABDA

Die fortschreitende Digitalisierung birgt gleichermaßen Chancen und Risiken – das gilt im Gesundheitswesen ebenso wie in anderen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft. Apotheken gehören seit Jahren zu den Vorreitern der Digitalisierung im Gesundheitswesen: Ohne zuverlässige und aktuelle Soft- und Hardware ließen sich die 105 000 zugelassenen Arzneimittel, die 17 Millionen Datensätze zu Rabattverträgen oder die 42 Millionen wöchentlichen Prüfungen auf Arzneimittelfälschung kaum effizient im Arbeitsalltag nutzen oder bewältigen.



Während der Coronavirus-Pandemie haben wir in den Apotheken zudem bewiesen, dass wir innovative, digitale Versorgungskomponenten schnell flächendeckend ausrollen können – als Beispiel seien hier nur die Impfzertifikate genannt. Mit dem E-Rezept ist nun eine weitere digitale Anwendung in den Apotheken angekommen, mit der wir uns zwar schon jahrelang beschäftigen, die aber immer noch nicht ganz reibungslos läuft, obwohl schon mehr als 200 Millionen E-Rezepte eingelöst wurden. Mit der Gesundheits-ID und der elektronischen Patientenakte (ePA) stehen weitere Digitalisierungsprojekte in den Startlöchern, die spätestens ab 2025 funktionieren sollen und müssen.


Meine persönliche Zukunftsvision als Apothekeninhaber in einer eher ländlich geprägten Region ist vor allem von den Chancen und weniger von den Risiken der Digitalisierung geprägt. Ich erwarte, dass die Telepharmazie einen immer größeren Stellenwert in der Apotheke einnehmen wird. Denn die Menschen werden immer älter und benötigen folglich mehr Medikamente, während ihre Mobilität im Alter zunehmend eingeschränkt ist. Durch die Telepharmazie haben sie die Chance, ihre vertrauten Ansprechpartner der „eigenen Apotheke“ auch über größere Entfernungen hinweg sprechen zu können. Dies ist wichtig, denn die Besprechung der eigenen Arzneimitteltherapie ist für die meisten meiner Patient:innen immer noch Vertrauenssache.


Aus der Politik gibt es immer mehr Signale, dass die Versorgung aus der Entfernung – sowohl im medizinischen als auch im pharmazeutischen Bereich – künftig eine stärkere Rolle erhalten soll. Spannend finde ich hier die Idee der Assistierten Telemedizin. Hierbei soll die Kontaktaufnahme zum Arzt per Video aus der Apotheke heraus erfolgen, wobei das pharmazeutische Personal die Patientin oder den Patienten und den Arzt oder die Ärztin bei der Anamnese unterstützen kann. Ich sehe hierin ein großes Potenzial, die Zusammenarbeit zwischen Arztpraxis und Apotheke im Sinne einer verbesserten Patientenversorgung zu stärken.


Grundsätzlich sehe ich durch die Digitalisierung die Möglichkeit einer schnelleren und einfacheren Kommunikation mit Ärzt:innen bezüglich der Arzneimitteltherapie. Bisher erfolgt die Kommunikation größtenteils umständlich per Telefon oder Fax. Dies wird zukünftig – wie in allen anderen Bereichen der Gesellschaft auch – per gesicherter Mail (KIM = Kommunikation im Medizinwesen) oder beispielsweise dem TI-Messenger (TI = Telematikinfrastruktur) erfolgen. Ebenso denke ich, dass die Digitalisierung die Arzneimitteltherapiesicherheit insgesamt verbessern kann: Zwischen (Fach-)Arzt/Ärztin und Apothekerin/Apotheker abgestimmte Medikationspläne und eine gut gepflegte ePA bieten die Möglichkeit, dass alle Heilberufe auf demselben Wissensstand sind und dadurch Medikationsprobleme besser erkennen und lösen können.


Es ist klar, dass auf dem Weg zu diesen Zielen noch viele fachliche, technische und politische Hürden zu überwinden sind. Doch wir müssen diese Herausforderung annehmen, indem wir die Chancen nutzen und die Risiken minimieren – sowohl im Kleinen in der Apotheke als auch im Großen in der gesamten Gesellschaft.

 

Autor:

Dr. Hannes Müller

ist Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der Bundesapothekerkammer und des Digital Hub der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände sowie Apotheker in Haltern am See (Westfalen-Lippe).