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Jetzt aber wirklich: Weniger Fax, mehr Zukunft

von Tobias Leipold

Während das Gesundheitswesen weltweit in die digitale Zukunft drängte, verharrte Deutschland zu oft in veralteten Strukturen. Aber die Zeit der zaghaften Schritte ist jetzt vorbei – wie auch die WHO mahnt, braucht es jetzt radikalen Wandel und einen Blick nach vorne.



Das E-Rezept und die neuen TI-2.0-Anwendungen machen den Wandel möglich. Doch während die Technologie bereit ist, fühlen sich viele Mediziner:innen überfordert und zum Teil mit alter Technologie im Stich gelassen. Wer jetzt nicht den Sprung in die Zukunft wagt, riskiert, einerseits seine Erlösmodelle und andererseits das deutsche Gesundheitssystem ins Abseits zu stellen.


Die jetzige Telematikinfrastruktur (TI) ist vor vielen Jahren entworfen worden und teilweise stark veraltet, wie man allein an den alten Hardware-Konnektoren als Verbindung sieht. Für die bisherigen TI-Dienste, wie bspw. den VSDM-Dienst, reichte das aus. Diese Dienste waren aber wenig fassbar und erzeugten kaum merkbaren Nutzen für die Behandelnden. Bei den modernen Diensten wie dem E-Rezept ist das anders, doch trotz Neuerungen halten viele an alten, ineffizienten und unsicheren Systemen fest, obwohl die Zukunft längst greifbar ist. Es ist an der Zeit, mutig in die TI 2.0 zu investieren – in eine modernisierte, zukunftsfähige Infrastruktur, die den Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte gewachsen ist und die überhaupt erst eine sinnvolle Nutzung der jetzt nach und nach kommenden Dienste – KIM, TIM und Weiteres mehr – ermöglicht.


Stellen wir uns eine Telematikinfrastruktur vor, die weit mehr ist als nur eine technische Plattform – eine TI, die das Rückgrat des Gesundheitswesens bildet. Auf deren Basis viele neue, hilfreiche und sinnvolle Dienste sicher entwickelt werden können. Diese neue TI ist nicht nur robust und sicher, sondern flexibel und skalierbar, bereit, jede Herausforderung der kommenden Jahrzehnte zu meistern. Mit der Einführung von Highspeed-Konnektoren und einem zentralen TI-Gateway öffnen sich Türen zu Möglichkeiten, die bisher nicht als machbar damit erschienen. Der Austausch von „Einweg“-Konnektoren gehört der Vergangenheit an. An seine Stelle rückt ein sicherer, zentraler Zugangspunkt (SZZP), der das Gesundheitswesen in eine Ära der Geschwindigkeit, der Sicherheit und der Zuverlässigkeit katapultiert. Daher ist das TI-Gateway so wichtig für die weitere Entwicklung, denn nur so können die folgenden Dienste anknüpfbar gemacht werden.


Doch das ist erst der Anfang. Die wahre Entwicklung offenbart sich in der nahtlosen Integration moderner Technologien wie künstlicher Intelligenz, Blockchain und intelligenten Netzwerken. Diese Technologien werden die Art und Weise, wie wir Daten im Gesundheitswesen verarbeiten, speichern und teilen, fundamental verändern. Die elektronische Patientenakte (ePA), sichere Kommunikationsdienste (KIM) und fortschrittliche Identitätsmanagementsysteme (TIM) sind mehr als nur Werkzeuge – sie sind die Basis einer neuen Ära, in der Patientendaten sicher, schnell und überall verfügbar sind, wann immer sie gebraucht werden.


Laut einer aktuellen Bitkom-Umfrage wünschen sich 71 Prozent der Deutschen eine schnellere Digitalisierung des Gesundheitswesens. Doch fast die Hälfte fühlt sich von der Geschwindigkeit und Komplexität dieser Entwicklungen überfordert. Diese Diskrepanz zeigt, dass wir nicht nur Technologien einführen, sondern auch die digitale Kompetenz stärken müssen, um das volle Potenzial dieser Zukunft zu erschließen. Und – das Wichtigste: Wir müssen mit perfektem UX/UI-Design eine optimale Prozessunterstützung schaffen, die für alle einen spürbaren Mehrwert und Freude erzeugt. Daran müssen wir alle dringend arbeiten. Diese Vision ist keine ferne Utopie – sie ist greifbar, und mit jedem Schritt in diese Richtung bewegen wir uns näher an ein Gesundheitssystem, das wirklich für das 21. Jahrhundert gemacht ist.

 

Autor:

Tobias Leipold

ist Vice President für den Bereich Health bei CGI und verfügt über 15 Jahre Erfahrung im Bereich der Umset­zung von digitalen Strategien im Gesundheitswesen. Er ist Top Innovator 2021 und digitaler Gestalter der medizinischen Zukunft.