Ich fordere Neuwahlen. Nein, nicht #btw17 wiederholen, das ergibt sich von ganz alleine. Ich fordere Neuwahlen praktisch aller Programmkomitees. Also, aller Programmkomitees, die sich Programme für Konferenzen, Kongresse, Symposien ausdenken, bei denen es in erster Linie um die Digitalisierung, Transformation, digitaler Disruption etc. des Gesundheitswesens gehen soll.
Ich durfte letztens bei einer solchen Zusammenkunft dabei sein. Und ich weiß jetzt, wieso sich so wenig bewegt: Es soll sich gar nicht bewegen. Ich bin eigentlich nicht so gendermäßig drauf – dachte ich. Aber was sich - leider - wiederholt bei Programmkonferenzen abspielt, die das Label Männerzirkel durchaus auch verdienten, gehört vielleicht doch mal besprochen. Dabei berücksichtige ich gerne, dass ich dabei bin, alle und alles über einen Kamm zu scheren – sei’s drum.
In der Tat ist es doch so, dass sich unsere Welt, so global sie sich auch im Alltag anfühlen mag, so anders stellt sie sich doch in der Gesundheitswirtschaft dar. Es zeigt sich, dass die immer selben Menschen, über die immer selben Themen reden, aus den immer selben Blickwinkeln, mit den immer selben Menschen, die ebenfalls über die immer selben Themen reden, aus den immer selben... Sie wissen, worauf ich hinauswill.
Kommen wir also zurück zum Thema Neuwahlen. Vielleicht können wir ein Experiment wagen? Natürlich mit Quoten. Ich schlage erst einmal zweijährige Amtszeiten vor. Auch um keine unnötigen Ängste zu schüren, dass die Frauen doch nur die Weltherrschaft übernehmen wollen – und das deutsche Gesundheitswesen nur der erste Stein ist, der diesem völlig willkürlichen Machtstreben zum Opfer fällt. Vielleicht können wir uns hier auch ein berühmtes Muster aus dem Fußball zum Beispiel nehmen: Geben wir der Rotation eine Chance. Vorschläge:
- Alle Programmbeiräte werden gendermäßig 1:1 ausgetauscht – soll heißen, da wo heute (und in den vergangenen 15 Jahre) Männer sitzen, rücken Frauen nach.
- Oder aber wir einigen uns auf drei Drittel. Für den Anfang denke ich an: 33,3% (so wie immer), 33,3% (Frauen), 33,3 (gemischt, aber unter 40).
- Mehr Transparenz – auch den Besuchern gegenüber.
Und den neuen Verantwortlichen rufe ich zu: Führen Sie sich bitte vor Augen, dass sich stark beschäftigte Menschen zwei Tage von ihrer eigentlichen Arbeit entfernen, um Konferenzen zu besuchen. Zeit ist wertvoll. Natürlich gehen viele Menschen auch wegen der Pausen beziehungsweise der Abendveranstaltungen, zum Netzwerken, auf Konferenzen. Aber es gehen vermutlich doch auch einige hin, um etwas Neues zu hören, also vorne auf dem Podium.
Claudia Dirks
Freie Journalistin, Berlin