Mit ePA, DiGA und den Wearables erhalten Patient:innen zunehmend Kontrolle über ihre eigenen Gesundheitsdaten. Sie können Messwerte sammeln, Therapieverläufe dokumentieren und diese mit Ärzt:innen teilen. Gut so – „Patient Empowerment“ ist wichtig. Wenn Patient:innen ihre Daten aber falsch interpretieren oder verändern, gibt es ein Problem.
Ein Patient nutzt z. B. eine Gesundheits-App zur Blutdrucküberwachung und ändert eigenmächtig seine Medikation, weil er glaubt, die Werte besser einschätzen zu können als seine Ärztin. Im Schadensfall ist entscheidend, ob die Kontrolle der Werte im Verantwortungsbereich der Ärztin liegt. Deshalb ist auch bei der Nutzung von Apps für die Ärztin oder den Arzt Vorsicht geboten, wenn sie oder er in die Datenverarbeitung eingebunden wird.
Oder: Eine Patientin gibt fiktive Blutzuckerwerte ein, um bestimmte Medikamente oder eine andere Behandlung zu erhalten. Natürlich sollten Patient:innen in Entscheidungen mit einbezogen werden, aber eine risikobehaftete Steuerung ist letztlich auch nicht in ihrem Interesse.
Lösungen könnten in intelligenten Plausibilitätsprüfungen und standardisierten Schnittstellen für patientengenerierte Daten liegen. Algorithmen zur Echtzeit-Validierung könnten beispielsweise extreme Abweichungen in den Werten erkennen und automatisch Warnungen ausgeben. Zudem könnten Schulungen für Patient:innen, die solche Anwendungen nutzen, eine bessere Dateneingabe fördern. Entstehende Risiken sind zu antizipieren und insbesondere durch Vereinbarungen über die Organisationen Verantwortung vorausschauend zu neutralisieren. Haften sollte man nur für das, was man auch unter Kontrolle hat.
Autor:
Prof. Dr. med. Dr. iur. Christian Dierks ist Rechtsanwalt und Facharzt für Allgemeinmedizin in Berlin
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