Es ist noch gar nicht so lange her, nur drei Jahre, da hieß die Überschrift dieser Kolumne „Der Minister kommt“. Zur conhIT 2016 hatte zum ersten Mal ein Bundesgesundheitsminister, er hieß damals Hermann Gröhe, die Einladung angenommen, auf der größten deutschen E-Health-Veranstaltung zu sprechen. Dass endlich der zuständige Minister selbst die Eröffnungsrede hielt und nicht einen Vertreter schickte, war damals ein Zeichen für die gewachsene Bedeutung und Wahrnehmung des Themas E-Health und auch der Veranstaltung selbst. Minister Gröhe kam 2017 wieder. Und sein Nachfolger, Jens Spahn, kam 2018, kurz nach seinem Amtsantritt, ebenfalls. In diesem Jahr, in dem die conhIT zur noch breiter aufgestellten DMEA wurde, war die Ministerrede sogar Höhepunkt der gesamten Veranstaltung. Der größte Saal war brechend voll, und Jens Spahn hielt keine Pflichtrede, sondern nahm die Gelegenheit wahr, mit der für ihn immer wichtiger werdenden E-Health-Community zu kommunizieren. Sein Auftritt bestätigte die Entscheidung der Veranstalter, auf einen früher noch üblichen Keynote-Redner zu verzichten. Die Ministerrede war die Keynote.
Dieses Jahr war aber nicht nur ein Minister da, es kamen gleich zwei. Auch die Staatsministerin im Bundeskanzleramt und Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung, Dorothee Bär, war der Einladung gefolgt. Ihrer Rede merkte man zwar an, dass sie sich mit dem Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen noch nicht sehr intensiv beschäftigt hat. Aber ihr Kommen zeigt, dass auch sie Thema und Veranstaltung offensichtlich für sehr bedeutsam hält.
Ein weiterer Programmhöhepunkt war der Auftritt von Gottfried Ludewig, dem Abteilungsleiter „Digitalisierung und Innovation“ im BMG. Er wagte es, sich im neuen Format „E-Health Hot Seat“ auf den sprichwörtlichen „heißen Stuhl“ zu setzen und sich den (natürlich vorher nicht abgesprochenen) Fragen des Publikums zu stellen. Dass er sich am Tag darauf auch mit dem Kollegen Philipp Grätzel zum exklusiven E-HEALTH-COM-Interview traf, freut uns sehr (s. Titelthema auf den Seiten 14 bis 19).
In der vom bvitg organisierten und vom Autor dieser Zeilen moderierten Gesprächsrunde „1 Jahr E-Health in der GroKo: Ein gesundheitspolitisches Zwischenfazit“ war die Politik mit den beiden Bundestagsabgeordneten Maria Klein-Schmeink und Tino Sorge ebenfalls prominent vertreten. Und damit nicht genug. Ein Blick in die Referentenliste der DMEA zeigt, dass noch in mehreren anderen, fachlichen Runden Vertreter aus Ministerien mitwirkten, aus dem Gesundheits-, dem Forschungs- und dem Wirtschaftsministerium.
So viel Politik war noch nie auf der conhIT/DMEA. Gut so! Wurde doch über lange Zeit hinweg immer wieder, auch in dieser Kolumne, die mangelnde Wahrnehmung des Themas E-Health durch die Politik beklagt. Das hat sich zwar schon in den letzten Jahren mehr und mehr zum Besseren hin verändert, aber diese Veränderung wurde in diesem Jahr besonders deutlich.
Die endlich angemesse Wahrnehmung und Behandlung des Themas durch die Politik hat sicher verschiedene Gründe. Einer dürfte die immer größere Aktualität des Themas Digitalisierung insgesamt sein. Ein anderer dürfte in den personellen, das Thema stärkenden Veränderungen im BMG zu finden sein. Aber vielleicht zeigt ja auch die strategische Neuausrichtung der DMEA hin zu einer breiten Plattform für die gesamte E-Health-Welt schon Wirkung.
Die starke Beteiligung der Politik an den Diskussionen auf der DMEA ist notwendig und sinnvoll. Sie sollte, das ist zu hoffen und auch zu erwarten, zur Normalität werden. Dass sie dann als Thema für diese Kolumne nicht mehr taugt, ist zu verschmerzen. Es wird genug andere Kolumnen-Themen geben.