Viele werden es schon gesehen haben: Die Kommunikation zur elektronischen Patientenakte nimmt Fahrt auf. Versicherungen wie die Techniker schalten ganzseitige Anzeigen. Erste Krankenkassen informieren ihre Versicherten gezielt über das, was da Anfang 2025 starten soll. Dazu gehört die Information über die Möglichkeit zum Opt-out. Abzuschätzen, wie umfangreich der in Anspruch genommen wird, dafür ist es noch zu früh. Nach allem, was diese Redaktion bisher zu hören bekommt, gibt es jedenfalls keinen „Run“ auf den Opt-out. Gut so.
Neben den Krankenkassen wird auch die Bundesregierung in den nächsten Wochen eine großangelegte Kampagne ausrollen, von Plakatwand bis Social Media. Diese Kampagne wird die Vorteile der ePA für die unterschiedlichen Nutzergruppen in den Vordergrund rücken. Die Hoffnung wäre, dass auch einige Publikumsjournalist:innen auf den Zug aufspringen und sachlich über die ePA informieren, damit es nicht bei Regierungs-PR bleibt. Die Medien sind hier in der Verantwortung.
Ärzteschaft und Kliniken müssen mehr tun
Die zweite Hoffnung ist, dass auch aufseiten der Leistungserbringer:innen und hier vor allem von der Seite der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte die Kommunikationshausaufgaben gemacht werden. Da ist bisher noch nicht so viel zu sehen, aber ein bisschen Zeit ist ja noch. Es stimmt, die ePA ist – anders als das E-Rezept – kein erheblicher Eingriff in vertraute Abläufe. Und eine nicht funktionierende ePA ist – anders als ein defektes E-Rezept – auch kein Versorgungs-Showstopper im Routinebetrieb.
Trotzdem sollte die Ärzteschaft, sollten auch die Krankenhäuser, in den eigenen Reihen kommunikativ etwas aktiver werden. An einer Bonsai-ePA, die über automatisch aus E-Rezepten generierte Medikationslisten und zusammengestöpselte Impfdokumentationen nicht hinauskommt, kann niemand ein Interesse haben. Nur wenn die ePA intensiv genutzt wird, entsteht auch der nötige „Drive“, der zu iterativen Verbesserungen, zur Anbindung neuer Akteure, zu mehr Interoperabilität und zu ganz neuen Anwendungen führt. In „Talkin‘ Bout a Revolution“ hat Tracy Chapman vor über 35 Jahren die Kommunikation in Umbruchzeiten thematisiert: Mit „It sounds like a whisper“ fängt es an. „And finally the tables are starting to turn.“ Da sind wir noch nicht, aber vielleicht stehen wir ja kurz davor.
Autor:
Philipp Grätzel von Grätz
Chefredakteur E-HEALTH-COM