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Vom Müssen zum Wollen

Als Kind haben es mir meine Eltern ermöglicht, dass ich Klavierspielen lernen durfte. Und häufig gab es den gleichen Kampf: Eltern: „Du musst noch Klavier üben!“. Heute will ich gerne mehr üben, habe aber die Zeit nicht.


Ähnlich geht es uns in Deutschland mit der Digitalisierung. 2001, als das erste Mal nach dem auslösenden Lipobay-Skandal über ein digitalisiertes Gesundheitssystem nachgedacht wurde, hat man den § 291a SGB V ins Gesetz eingeführt. Und der Paragraf wimmelte von Müssen: Die Karte musste geeignet sein, ärztliche Verordnungen in elektronisch und maschinell verwertbarer Form übermitteln zu können, sie musste Daten zur Notfallversorgung aufnehmen können und Daten zur Therapiesicherheit, medizinische Befunde, Behandlungsberichte …


Heute bin ich überzeugt: Der Ansatz war falsch. Wenn man etwas muss, sperrt man sich innerlich. „Du musst“ nimmt uns Freiheiten. Wollen dagegen ist wie müssen, nur freiwillig. Wir brauchen also ein Commitment aller Stakeholder, dass wir ein digitales Gesundheitswesen wollen. Wenn der partizipative Prozess des Bundesministeriums für Gesundheit zur Erarbeitung einer Digitalisierungsstrategie diesen Gedankenwechsel erreicht, dann sind wir schon ein großes Stück vorangekommen. Dann ergibt es auch Sinn, in andere Länder zu schauen und von guten Beispielen zu lernen. Denn üben und ausprobieren ist das eine – manchmal geht es aber schneller, wenn man auf jemanden mit Erfahrung hört. Dann hat man auch schnell kleine Erfolge – und die motivieren, weiterzumachen. Deshalb nehme ich jetzt wieder Klavierunterricht ...

 

Autorin:
Melanie Wendling ist Geschäftsführerein des Bundesverbandes Gesundheits-IT (bvitg) e. V.