Deutschland soll eine Infrastruktur-Bazooka bekommen, und es dauerte nur wenige Stunden, bis auch aus dem Gesundheitswesen Ansprüche formuliert wurden. Am „Tag nach Merz“ mahnte die Deutsche Krankenhausgesellschaft Klinikinvestitionen an und die niedergelassene Ärzteschaft skandierte ihr „Praxiszukunftsgesetz jetzt“. Grund zu etwas Optimismus haben aber vor allem die Krankenkassen. Die wollte Karl Lauterbach dazu verdonnern, die Hälfte der 50 Fördermilliarden des Transformationsfonds für den Umbau der Krankenhausinfrastrukturen zu schultern. Das ist ohnehin rechtlich mehr als grenzwertig und dürfte jetzt wahrscheinlich vom Tisch sein.
Krankenhausreform liefert Grund für Optimismus
Speziell mit digitalen Infrastrukturen für Gesundheit und Forschung ist es ohnehin so eine Sache. Der Staat wird hier schnell als zuständig deklariert oder sieht sich selbst als irgendwie zuständig an. Aber die Realität ist dann oft ernüchternd. So bleibt bei aller Begeisterung über das neue Forschungsdatenzentrum beim BfArM gern unerwähnt, dass das alte nicht gerade ein Riesenerfolg war, vor allem wegen fehlender Performance.
Skeptisch stimmt auch, wie Nordrhein-Westfalen, das sich lange als digitale Avantgarde im deutschen Gesundheitswesen vermarktete, jetzt die ZTG-Förderung nach 25 Jahren und das in der Pandemie gefeierte Virtuelle Krankenhaus nach fünf Jahren sang- und klanglos auslaufen ließ. Verlass dich auf den Staat, und du bist verlassen? Im Zweifel führt eine mit Versorgungsstrukturreformen erzwungene, privatwirtschaftliche Evolution der digitalen Infrastrukturen weiter als inzentivierte Sprunginnovationen, die versanden. Und hier gibt es Grund für Optimismus: Die Krankenhausreform dürfte das deutsche Gesundheitswesen nachhaltig verändern. An digitalen Lösungen dafür mangelt es nicht, was die DMEA 2025 einmal mehr beweist. „Whatever it digital(ly) takes“ ist vorhanden.
Autor:
Philipp Grätzel von Grätz
Chefredakteur E-HEALTH-COM