In der Medizin ist die Frage längst nicht mehr, ob wir KI einsetzen – sondern wie schnell wir sie verantwortungsvoll in den Alltag bringen, also in verbesserte Versorgungsqualität umsetzen können. Wer jetzt noch zögert, riskiert nicht nur den Anschluss, sondern am Ende auch eine Unterversorgung von Patient:innen.
Das heißt: Schluss mit dem reinen Produktdenken. KI-gestützte Medizin ist Systementwicklung. Pharma, MedTech und Digital Health müssen vom Einzelkämpfer zum Teamplayer werden – gemeinsam mit Ärzt:innen, Kassen und Plattformbetreibern. Interoperabel, messbar wirksam, rechtlich belastbar und nahtlos in dokumentierte Behandlungspfade eingebettet – statt als isoliertes Tool in der Schublade zu verstauben.
Im künftigen Wettbewerb gewinnt nicht allein die beste Technologie, sondern die mit eingebauter Rechtssicherheit: KI-VO, MDR, DSGVO und EHDS sind keine lästige Bürokratie, sondern Marktzulassungsvoraussetzung. „Compliance by design“ ist Pflicht – sonst droht „No market by surprise“.
Und bitte: Wer KI baut, muss auch klären, wer sie bezahlt. Ohne Erstattung kein Durchbruch. Dafür braucht es Modelle wie §137e SGB V, Selektivverträge oder Outcomes-based Agreements – und belastbare Real-World-Daten als Beweis.
Fazit: Die industrielle Gesundheitswirtschaft muss vom Produktlieferanten zum Mitgestalter datengetriebener Versorgungsstrukturen werden. Wer das schafft, ist in der Medizin von morgen nicht nur willkommen – sondern unverzichtbar. Alle anderen? Dürfen weiter bunte Folien malen und hoffen, dass jemand zuhört.
Autor:
Prof. Dr. med. Dr. iur. Christian Dierks ist Rechtsanwalt und Facharzt für Allgemeinmedizin in Berlin
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