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Vernetzung |

Berlin bekommt eine eHealth-Strategie

Das Land Berlin will in Sachen Digital Health ganz vorn dabei sein. Ziel ist eine Modellregion für digitale Gesundheitsanwendungen. Auch die Bundespolitik setzt auf Berlin.

 

Berlin gilt bei Startups für digitale Gesundheitsanwendungen zusammen mit Hamburg als wichtigstes Zentrum in Deutschland. Was die Digitalisierung des Gesundheitswesens angeht, rennt man bisher aber eher hinterher. Der Blick in die Oktoberstatistik der KV Telematik zumindest ist etwas ernüchternd: Genau sieben elektronische Arztbriefe wurden demnach in Berlin versandt. Im Gebiet der KV Nordrhein waren es im selben Zeitraum über elftausend.

 

eHealth-Strategie Berlin: Der Prozess ist losgetreten

Was nicht ist, kann ja noch werden. Im Rahmen des Digitalgipfels Gesundheitswirtschaft haben Berlins Senatorinnen für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Ramona Pop (B90/Die Grünen) und Dilek Kolat (SPD), ein neues Impulspapier vorgestellt. Es identifiziert Handlungsfelder und listet Maßnahmen auf, mit denen die Vision von der Digital Health City Berlin in den nächsten Jahren Wirklichkeit werden soll.

 

Pop äußerte sich zuversichtlich, dass es nicht bei Plänen bleibt, sondern dass die in dem Impulspapier aufgelisteten Maßnahmen jetzt auch sukzessive umgesetzt werden. So soll eine zentrale Organisation für Kommunikation und Koordination aufgebaut werden, um ein einheitliches Vorgehen bei der Implementierung der Berliner Strategie für die digitale Gesundheitswirtschaft sicherzustellen. „Das muss sicher mit das erste sein, was steht“, so die Senatorin.

 

Als eher längerfristiges Ziel anvisiert ist eine hauptstadtregionweite Plattform für den Austausch medizinischer Daten. Auf Sicht der nächsten zwei Jahre könne zudem ein „Reallabor für die (digital unterstützte) integrierte Versorgung“ aufgebaut werden, so Pop. Dort sollen Anbieter digitaler Gesundheitslösungen ihre Anwendungen unter Versorgungsbedingungen testen können. Ein physischer „Campus für digitale Gesundheit“ sowie eine Stärkung von Wissenschaft und Lehre in diesem Bereich runden den Maßnahmenkatalog des Impulspapiers ab.

 

Eines der Kernziele des jetzt angestoßenen Strategieprozesses sei es, den in Berlin zahlreichen Startups und Innovatoren einen besseren Marktzugang zu ermöglichen, betonte Senatorin Pop. Letztlich geht es also einmal mehr darum, wie digitale Anwendungen es schaffen können, Teil der regulären Gesundheitsversorgung in Deutschland zu werden und wie es gelingen kann, unterschiedliche Einrichtungen des Gesundheitswesens unter Einbeziehung des Patienten effizient und sicher zu vernetzen.

 

Freudig-überrascht sind die Berliner von der etwas unerwarteten Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Berlin im Rahmen der Digitalisierungsaktivitäten der Bundesregierung zu einer Modellregion für digitale Gesundheit zu machen. Die Ankündigung passe ganz hervorragend zu den Berliner Plänen, beeilte sich Peter Albiez, Deutschland-Chef von Pfizer, zu versichern. Der Pharmakonzern ist ein wichtiger Akteur im Rahmen der Digital Health City Berlin. Und auch Ramona Pop sieht Synergien. So richtig klar ist das Verhältnis von Bundes- und Landesinitiativen bisher aber noch niemandem. In der Vergangenheit sei es bei ähnlichen Bundesankündigungen oft so gewesen, dass der Bund vor allem den Namen und weniger das Geld zur Verfügung gestellt habe, so Pop etwas süffisant. Ob das diesmal anders werde, müsse man sehen.


Text: Philipp Grätzel von Grätz, Chefredakteur E-HEALTH-COM