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Health-IT |

„Große Veränderungen“

Zur Eröffnung der DMEA arbeitete sich Karl Lauterbach an großen Sprachmodellen ab. Das Hauptthema auf den Gängen war ein anderes.

Bild: © Messe Berlin

Ente oder nicht, das war gestern die Frage. Pünktlich zur Eröffnung der DMEA 2023 meldete The Pioneer, dass gematik-Chef Markus Leyck-Dieken abgelöst werde. Seitens des Bundesministeriums für Gesundheit wurde das in dieser Form dementiert, allerdings mit dem Nachsatz, dass „MLD“, wie er in der Branche auch genannt wird, einen Vertrag bis Sommer 2024 habe. Dann ist die alte gematik die neue Bundesagentur. Wer dann die Zügel in der Hand hält, da darf jetzt noch mehr spekuliert werden als ohnehin schon.

 

Datennutzungsgesetz: Die Wehen kündigen sich an

Fakt ist: Markus Leyck-Dieken hat seine gematik-Termine wahrgenommen und mit dem Minister vor Kameras Hände geschüttelt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach war der offizielle Haupt-Act am ersten DMEA-Tag. Er hielt eine Freestyle-Rede, bei der er die Digitalstrategie lobte aber, was die anstehenden Gesetzesvorhaben Digitalgesetz und Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) angeht, unkonkret blieb. Immerhin: Bei einer anderen Session äußerte sich sein Mitarbeiter Nick Schneider zum GDNG: „Wir sind in der Spätschwangerschaft.“

 

Spürbar reden wollte der Minister über die großen Sprachmodelle, die „Large Language Models“, welche neuen KI-Anwendungen wie ChatGPT zugrundeliegen: „Wir stehen vor großen Veränderungen, die auch für das demokratische Zusammensein eine Bedeutung haben“, so der Minister staatstragend. Er begann seine Rede dann auch eher als Wirtschafts- denn als Gesundheitsminister: 30 Milliarden Dollar seien in den letzten Jahren weltweit in KI investiert worden, das meiste in den USA und China, aber nur etwa 1%-1,5% in Deutschland.

 

Das sei „eigentlich ein Alarmsignal. Wir fallen zurück“, so Lauterbach. Umso wichtiger sei die Digitalstrategie, die nichts weniger als einen Neustart des digitalen Gesundheitswesens in Deutschland bedeute. Die aktuellen Verzögerungen begründete der Minister indirekt mit dem, was im KI-Bereich derzeit passiert: „Wir versuchen zu reagieren auf die Entwicklungen der letzten Monate.“ Trotzdem sieht sich der Minister noch voll im Zeitplan: Die Opt-out-ePA für 80 % der Versicherten im Jahr 2025 stehe. 300 Forschungsprojekte würden über das neue Forschungsdatenportal bis 2026 umgesetzt. Und ein sicherer TI-Messenger werde für die innerärztliche Kommunikation noch dieses Jahr und für die Kommunikation mit Patient:innen im kommenden Jahr starten.

 

Ermöglichen und regulieren

In Sachen Forschung machte Lauterbach klar, dass bei Anfragen ans Forschungsdatenzentrum die Qualität der Forschung für eine Genehmigung maßgeblich sei, nicht die Frage, ob ein Professor, ein Unternehmen oder eine Selbsthilfeorganisation den Antrag stelle. Was die KI angeht, geht es dem Minister sowohl um die Ermöglichung der Datennutzung als auch um Regulierung. Er kündigte für Juli eine Art KI-Gipfel mit US-amerikanischen und europäischen medizinischen Forschungszentren an. Gleichzeitig machte er an dem drastischen Beispiel eines psychisch kranken Menschen mit Suizidplänen deutlich, wo er möglicherweise Regulierungsbedarf sieht. Hier könnten Sprachmodelle recht schnell die Frage nach geeigneten Suizidmethoden beantworten: „Das sind Sachen, über die wir nachdenken müssen.“