Gute Nachrichten für das E-Rezept: Ein neu gegründeter Verein will der elektronischen Verordnung zum schnelleren Durchbruch verhelfen. Als „E-Rezept-Enthusiasten“ bündeln verschiedene Akteure aus der Gesundheitswirtschaft, die schon jetzt Vorreiter in der Digitalisierung sind, branchenübergreifend ihre Kräfte. Sie wollen über Potenziale und Mehrwerte der elektronischen Verordnung aufklären, ihre flächendeckende Einführung in Deutschland vorantreiben und dabei stets den Nutzen für die Versicherten in den Mittelpunkt der Kommunikation stellen. Zu den Gründungsmitglieder gehören Vertreter:innen aus Ärzteschaft, Apothekenwesen, Digital-, IT- und Medienunternehmen sowie gemeinnützige Organisationen.
Erklärtes Ziel ist es, die Einführung des E-Rezepts in Deutschland zu beschleunigen, um den Mehrwert gegenüber dem „rosa Rezept“ für alle Akteure im Versorgungsalltag spürbar zu machen. Der Verein will mit gezielter Aufklärung und Förderung Arzt- und Zahnarztpraxen sowie Apotheken dafür gewinnen, verstärkt E-Rezepte einzusetzen. Somit wollen die E-Rezept-Enthusiasten dafür sorgen, dass die Testphase des E-Rezepts zeitnah erfolgreich beendet werden und die flächendeckende Einführung zügig starten kann.
Aus Sicht der Vereinsmitglieder ist es überfällig, dem E-Rezept in Deutschland eine Stimme zu verleihen. „Bis heute konnten sich die Gesellschafter der gematik GmbH leider noch nicht auf einen verbindlichen Roll-Out-Plan einigen. Obwohl die gesetzlichen Grundlagen für die verpflichtende Einführung längst in Kraft getreten sind, dominieren Partikularinteressen einzelner Standesorganisationen die gegenwärtige Debatte“, sagt Ralf König, 1. Vorsitzender der E-Rezept-Enthusiasten. Der Apotheker aus Nürnberg war bis Ende 2021 Berater des Bundesministeriums für Gesundheit in Sachen Digitalisierung des Gesundheitswesens und ist ein überzeugter Anhänger des E-Rezepts. „Wir wollen der elektronischen Verordnung nun Beine machen und die Einführung beschleunigen. Unsere Aufgabe ist es, Mehrwerte aufzuzeigen, Vorurteile und Ängste zum E-Rezept auszuräumen und die breite Öffentlichkeit über die Chancen der elektronischen Verordnung aufzuklären.“
Aus Sicht des Vereins liegen die Vorteile des E-Rezepts für alle Beteiligten auf der Hand. Wie die Beispiele aus anderen Ländern sowie eine Reihe wissenschaftlicher Studien zeigen, kann das E-Rezept die Arzneimitteltherapiesicherheit signifikant steigern und gleichzeitig die Kosten für die Versorgung deutlich senken. So zeigte eine US-amerikanische Studie, dass allein in den USA jährlich rund 7 000 Patientinnen und Patienten sterben und insgesamt rund 1,5 Millionen Menschen zu Schaden kommen, weil Ärzte unleserliche Rezepte ausstellen. Das digital signierte E-Rezept, auf dem jedes Medikament einen eigenen DataMatrix-Code erhält, schließt derartige Fehlerquellen nahezu vollständig aus, und zwar unabhängig davon, ob die Verordnungen auf Papier ausgedruckt oder digital übertragen werden. Die Möglichkeit für die Patient:innen, ihrem Arzt und/oder Apotheke die Medikationsdaten mittels E-Rezept automatisch zur Verfügung zu stellen, wird zukünftig vermeidbare Fehlmedikation und unerwünschte Arzneimittelwechselwirkungen verhindern können.
Um das Potenzial des E-Rezepts nutzen zu können, will der Verein möglichst viele Ärzt:innen, Zahnärzt:innen und Apotheken motivieren, an der Testphase teilzunehmen. Je mehr Leistungserbringer sich beteiligen, desto höher ist der Erkenntnisgewinn für den flächendeckende Rollout. „Ärzte und Apotheken nutzen unterschiedliche Software, die miteinander funktionieren muss. Darum wollen wir mithelfen, dass so viele Arzt- und Apothekensoftware-Paare wie möglich im Zusammenspiel erprobt werden können. Jede Kombination bringt ihre eigenen kleinen Stolpersteine mit sich, die es zu identifizieren gilt, um an den entsprechenden Stellen nachbessern zu können“, so König. Welche Mehrwerte das E-Rezept nach erfolgreicher Integration in den Praxisalltag mit sich bringt, kann Dr. med. Nicolas Kahl, Facharzt für Allgemeinmedizin und 2. Vorsitzender des ERezept-Enthusiasten e.V., aus eigener Erfahrung berichten: „Das E-Rezept funktioniert und wird von den Patient:innen mit großem Interesse angenommen. Mittlerweile hat sich das Muster 16-Formular (rosa Rezept) zu einem echten Störfaktor für unsere Praxisabläufe entwickelt.“
Die neu gewonnen Erfahrungen mit dem E-Rezept will der Verein auch wissenschaftlich begleiten lassen. Prof. Dr. Steffen Hamm, der an der Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden Digital Healthcare Management lehrt, soll das geplante Förderprogramm mit Fokus auf die beteiligten Leistungserbringer evaluieren. Parallel wird die Initiative Patients4Digital (P4D) eine breit angelegte Versichertenumfrage durchführen – Ziel ist, ein umfassendes Bild vom Status Quo der Einführung der elektronischen Verordnung in Deutschland zu zeichnen. Von den anschließend veröffentlichen Ergebnissen sollen dann alle am Einführungsprozess des E-Rezepts Beteiligten profitieren.
Für den Anfang steht die elektronische Verordnung im Mittelpunkt der E-RezeptEnthusiasten. Darüber hinaus sieht es der Verein als seine grundsätzliche Aufgabe an, die Digitalisierung im Gesundheitswesen insgesamt voranbringen. „Wir verstehen uns als unabhängige Informations- und Ratgeberplattform für Patient:innen, Arztpraxen, Zahnarztpraxen und Apotheken. Unser Anliegen ist es, die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen als echte Chance für mehr Effizienz und eine bessere medizinischen Versorgung zum Wohle aller aktiv voranzutreiben“, so König.
E-Rezept-Enthusiasten e. V. – Mitglieder
CompuGroup Medical, D-Trust (Bundesdruckerei), easyApotheke, e-Health Tec, eHealth Experts, gesund.de, Konzept A, medatixx, Noventi Health SE, patients4digital, Pharmatechnik, Shop Apotheke, Vemedy, Wort und Bild Verlag, ZAVA, Prof. Dr. Steffen Hamm, Dr. med Nicolas Kahl, Christian Klose, Marcel Weigand, Ralf König
E-Rezept-Enthusiasten e. V. – Vorstand
1. Vorsitzender: Ralf König
2. Vorsitzender: Dr. med. Nicolas Kahl
weitere Vorsitzende: CompuGroup Medical, Noventi Health SE, Christian Klose